Smoothie-Vitamine zerstört: Smoothies – Hype oder Segen?

© Clara Schmitz und Sophie Melzer

Smoothies. Jeder von uns kennt sie: Die kleinen bunten Verlockungen aus dem Frischeregal im Supermarkt unseres Vertrauens. Und sie schmecken mindestens so gut wie sie aussehen. Nicht nur ihr Aussehen verleitet die Kunden zum Kauf, sondern auch die Vorstellungen, die man bei ihrem Anblick bekommt: Gesunde Vitaminbomben to go in praktisch kleiner Form, sodass sie locker in jede Art von Tasche passen. Und die Auswahl ist riesig, von heimischen Obstsorten wie Äpfeln bis hin zu exotischen Früchten wie Mangos findet man in Regalen dieser Art in pürierter Form. Und dem ganzen sind keine Grenzen gesetzt, denn nun gibt es neuerdings auch die sogenannten „grünen Smoothies“. In diesen werden nur zu 50% Obst verarbeitet, die anderen 50% bestehen aus püriertem Gemüse wie etwa Spinat oder Salatgurke. Salat ist dabei ein typisches Beispiel für grüne Smoothies, da er reich an Nährstoffen und Pflanzenstoffen ist.

Nun fragt sich, wie man auf eine solche Idee kommt, denn allein der Gedanke daran dreht einem den Magen ja schon um. Eine Frau namens Victoria Boutenko begann, nachdem es in ihrer Familie viele Krankheitsfälle gegeben hatte, damit, die Tiere, die dem Menschen am ähnlichsten sind, zu erforschen: Die Affen. Sie machte die Beobachtung, dass Affen sehr selten krank sind. Dies führte sie auf ihre besondere Art der Ernährung zurück. Denn Affen, insbesondere Schimpansen, essen ihr Obst und Gemüse nicht getrennt, sie wickeln das Obst vor dem Verzehr in die Blätter ein. Victoria versuchte, dies nachzuahmen, indem sie einfach Obst und Gemüse gemeinsam in den Mixer gab. Sie verordnete ihren Angehörigen eine strenge Smoothie-Diät, woraufhin diese ihre Krankheiten langsam auskurierten.

Während einer solchen Diät (sie dauert in der Regel 3 bis 10 Tage) ernährt man sich von nichts anderem als 6 Smoothies pro Tag. So entwickelte sich ein Trend, der inzwischen auch bei uns in Europa angekommen ist und sich wie ein Wirbelsturm verbreitet. Die empfohlene Menge an Portionen Obst und Gemüse pro Tag kann durch Smoothies auf einfache Weise erreicht werden, wobei die Mengen individuell angepasst werden sollten.

© Clara Schmitz und Sophie Melzer, Fotolia.com

Und diese Art von Diät verspricht so einiges: Sie entgiftet den Körper, sie gibt einem zusätzliche Energie und ein Gefühl von Frische, und nebenbei nimmt man auch noch ab. Wir konnten das Ganze nicht so wirklich glauben und haben 3 Tage lang einen Selbstversuch durchgeführt. Ein normaler Tag sah in dieser Zeit folgendermaßen aus (wir haben am Tag aus Zeitgründen nur 4 Smoothies getrunken, von denen jeder allerdings 750ml fasste):

Frühstück:

Süßer Smoothie aus Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren und Kokosmilch

Vormittag:

Grüner Smoothie aus einer Banane, Spinat, Ananas, Mango und Kokosmilch

Nachmittag:

(Zubereitung mit Entsafter) Gemischter Smoothie aus Apfel, Sellerie, Orange, Karotte und Ingwer

Abend:

Süßer Smoothie aus Erdbeeren, Banane und Kokosmilch

© Clara Schmitz und Sophie Melzer, Fotolia.com

Resultat: Erstaunlicherweise haben wir uns nahezu immer gesättigt gefühlt. Während wir morgens noch von einem Gefühl der Schwäche verfolgt wurden und Lust auf Süßigkeiten hatten, fühlten wir uns gegen Mittag tatsächlich gestärkt und voller Energie. Dieses Gefühl hielt auch in den weiteren Tagen an.

Doch ist eine solche Smoothie-Diät tatsächlich so toll wie sie zu sein scheint?

Tatsächlich enthalten Smoothies massenhaft Vitamine und nebenbei gesagt auch Kalorien (ein Smoothie enthält nahezu so viele Kalorien wie eine Cola). Zwar werden durch den Püriervorgang einige Vitamine zerstört, doch die Getränke enthalten immer noch eine ganze Menge davon. Dennoch vermuteten wir einen Mangel in der Nährstoffzufuhr des Körpers. Hier stellt sich die Frage, ob beim Mixen von Obst und Gemüse durch die Zerkleinerung mit Standmixern, Hochleistungsmixern und den scharfen Messern tatsächlich Vitamine zerstört werden. Beim Mixen gelangt zudem Luft in das Mixgut, was zu Oxidation führen kann und den Vitamingehalt beeinflusst. Ein Vergleich verschiedener Produkte, Smoothie Maker und Standmixer ist sinnvoll, um die Qualität und die Effekte auf die Nährstoffe zu beurteilen. Es ist wichtig, auf die Unterschiede zwischen Smoothies, Säften und anderen Getränken zu achten, da beim Entsaften viele Ballaststoffe verloren gehen und Säfte den Blutzuckerspiegel schneller beeinflussen können.

Dieser Verdacht wurde uns durch unsere Internetrecherche auch prompt bestätigt: Während einer Smoothie-Diät wird der Körper nicht ausreichend mit Stoffen wie Eiweiß und Fett versorgt. Auch fanden wir heraus, dass man nicht mehr als einen grünen Smoothie pro Tag zu sich nehmen sollte. Begründet wird diese These mit diversen Säuren wie zum Beispiel der Oxalsäure (bekannt aus Rhabarber). Sie begünstigen Erkrankungen wie Nierensteine oder verhindern die Bildung der Schilddrüsenhormone. Die Bedeutung von Portionen und Mengen bei der Zubereitung und dem Verzehr von Smoothies sollte daher nicht unterschätzt werden.

Ein weiterer Fakt ist, dass das Wort Smoothie an sich kein geschützter Begriff ist. Das bedeutet, dass jeder Hersteller seinen Säften so viel Zucker hinzufügen darf, wie er möchte. So ist die Zutatenliste bei gekauften Getränken dieser Art mit Vorsicht zu lesen, denn natürlich schreibt kein Hersteller auf die Verpackung, dass er puren Zucker zu dem Obstpüree gibt. Stattdessen wird der Drink mit Fruchtsaft gestreckt. Hierbei gilt: Je mehr Saft ein Smoothie enthält, desto mehr Zucker enthält er auch. Hierzu schreibt der Ernährungs- und Diätexperte Sven-David Müller in seinem Artikel auf www.fitforum.de : „Schmusie, Schmotti, Smuti – die Aussprache ist genauso uneindeutig wie das Erkennen der Zutaten für den Verbraucher. Ein Smoothie kann nur aus Früchten, aber auch nur aus Zucker bestehen.“

Text // Clara Schmitz und Sophie Melzer

© Clara Schmitz und Sophie Melzer, Fotolia.com

Weitere Artikel, die dir gefallen könnten:

Jeder vierte Studierende nutzt täglich Künstliche Intelligenz

Smartphone mit Apps: TikTok, Instagram, Twitter, Facebook und Co.

TikTok & Co.: Wie Kurzvideos unser Lernen beeinflussen – und was du dagegen tun kannst

Junge Frau der Gen Z mit ihrem ersten Gehalt nach dem Berufseinstieg.

10.000 Euro zum Berufseinstieg? Was die Gen Z wirklich vom Arbeitsleben erwartet