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ToggleWer bin ich und wie kam ich dazu den Sommer auf der Alm zu verbringen?
Griaß Di! Mein Name ist Marlene und ich bin aus der Gemeinde Bad Aibling. Ich bin 22 Jahre alt und habe nach meinem Realschulabschluss eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten gemacht. Danach bin ich schnell in ein normales Arbeitsleben eingetaucht. Ich habe meine Hobbys, meine Freunde, meine Familie, einen Nebenjob als Bedienung. Eigentlich perfekt. Doch so richtig erfüllt war ich noch nicht. Irgendetwas muss doch noch passieren oder bin ich schon am Ende meiner Reise angekommen?
Meine Familie hatte immer schon etwas mit Haus- und Landwirtschaft zu tun und natürlich habe auch ich einen Bezug und eine Liebe dazu. Außerdem war der Wunsch vom Sommer auf der Alm schon als Teenager in meinem Kopf. Also entschied ich mich 2022 dazu, dass ich für ein halbes Jahr die Winterschule in Holzkirchen besuche. Dort lernte ich viel über Landwirtschaft, Haushaltsmanagement, Ernährung und Lebensmittelverarbeitung, Gartenpflege sowie Reinigung und Pflege im Haushalt.
Über eine Schulfreundin lernte ich während der Schulzeit einen Almbauern in Berchtesgaden kennen. Er war auf der Suche nach einer Sennerin für den Sommer auf der Alm. Anfangs war ich eher skeptisch. Würde ich das alles überhaupt schaffen? Passe ich da überhaupt rein? Will ich für eine so lange Zeit weg von zuhause? Andersrum fragte ich mich, will ich überhaupt weiter in dem Job arbeiten, in dem ich bisher war? Bis ich dann ehrlich zu mir selber war und sagte, ja, ich will da jetzt hoch.
Viele fragen sich bestimmt: Warum macht man das? Was hast du da gemacht? Wie gefällt es dir? Und ganz ehrlich? Ich wollte einfach mal raus, ich wollte etwas anderes sehen und etwas Neues lernen. Besonders wollte ich etwas für mich tun.
Der Beginn: mein Sommer auf der Alm
Am 16. Juni 2023 war es dann endlich soweit! Wir sind auf die Hochalm auf 1.537 hm hochgefahren und die sogenannten Kiahbuam und Kiahdirndln haben die Kühe und das Jungvieh raufgetrieben.
Ich durfte mit dem Almbauern im Unimog mitfahren, mit dem wir auch meine vielen Koffer und Taschen transportierten – ich war selber überrascht wie viel ich dabeihatte – sowie sämtliche Gerätschaften und Lebensmittel, die ich in der nächsten Zeit brauchen werde. Angefangen von Öl, Kräutern und anderen Lebensmitteln bis hin zur Zentrifuge, der Buttermaschine und drei riesige Töpfe, sowie ganz viele Milchkannen und noch vieles mehr, damit ich die Milch immer gut verarbeiten kann.
Für zwei Tage war Anna, die Tochter der Almbauern noch dabei und erklärte uns alles geduldig und ausführlich, was unsere Aufgaben sind und auf was wir besonders Acht geben mussten. Bei der Milchverarbeitung geht es nämlich sehr viel um Hygiene, was auf einer Jahrhunderten Jahren alten Alm noch mal eine größere Herausforderung ist als bei einem Neubau. Auch im Stall musste Hygiene herrschen, damit die Kühe keine Krankheiten bekommen und die Milch lebensmittelecht bleibt.
Wir waren zwei Sennerinnen. Die Anfangszeit auf der Alm war oft schwierig. Für Empfang, um meine Freunde und Familie zu kontaktieren, musste ich 40 Minuten lang Richtung Gipfel gehen. Hin und wieder kamen aber auch ein paar Bergsteiger vorbei, mit denen man sich auch austauschen konnte. Die meiste Zeit jedoch waren wir mit der Milchverarbeitung, Spülen und mit der Reife des Käses beschäftigt. Käse muss nämlich jeden Tag – je nach Sorte – eine gewisse Zeit lang behandelt werden.
Und ich merkte bereits nach ein paar Tagen, dass die Zeit für die Käsebehandlung
immer aufwändiger wurde, da fast jeden Tag ein paar neue Laibe
hinzukam.
Der typische Käse in Berchtesgaden ist der Schüsselkäse. Er wird aus der
Magermilch gewonnen. Nach dem Abschöpfen wird er gewürzt. Er muss dann
jeden Tag einmal in der Schüssel gerührt werden und nach circa einer Woche
ist er schön cremig und somit im besten Stadium.
Der Frischkäse ist ähnlich wie Feta, er wird nach dem Herstellen alle paar Stunden umgedreht, am zweiten Tag eingesalzen, und am dritten Tag in Würfel geschnitten, in Öl, verschiedenen Kräutern und Knoblauch eingelegt. Die längste Reifezeit hat der Schnittkäse in Anspruch genommen. Am zweiten Tag nach der Herstellung wird er eingesalzen und dann sechs Wochen lang jeden Tag – natürlich per Hand – im Reifekeller umgedreht und mit einer Salzlake eingeschmiert.
Unser Tag begann jeden Tag (ohne Ausnahme) um 5 Uhr. Es ging raus auf die Nachtweide, um die Kühe in den Stall zu treiben. Es war schon taghell und die morgendliche Stimmung war jedes Mal unbeschreiblich. Diese frische Luft und die friedliche Stimmung in den Bergen, bis auf ein paar Kuhglocken und meinen Rufen nach den Kühen, dass sie jetzt kommen sollen, war nichts zu hören. Das schönste am Morgen war jedoch immer der Watzmann, der bei schönem Wetter ganz magisch rot leuchtete.
Wir trieben die Kühe von der Almweide in den Stall. Dort wurden sie anschließend von uns gemolken. Nach etwa einer Stunde waren wir fertig. Wir wechselten uns immer ab. Eine hatte Melkdienst, die andere begann direkt mit der Verarbeitung des Schüsselkäses. Die Milch konnte logischerweise nicht abgeholt werden. Deshalb mussten wir sie direkt weiterverarbeiten. Nur ein bisschen Milch behielten wir uns für unser Frühstücksmüsli – auf das wir uns immer sehr freuten – und für Wanderer die vorbeikamen und eine kleine Erfrischung wollten.
Nach dem Melken wurden die Kühe wieder auf die Tag-Weide getrieben. Diese war circa eine Viertelstunde von der Almhütte entfernt. Ich habe das „Kiah hintredreim“ (Bayerisch für “Kühe auf die Weide treiben”) geliebt, weil dort für mich der Zauberwald war. Manchmal bin ich sogar in meiner Nachmittagspause auf die Tagweide gegangen und habe den magischen Ort auf mich wirken lassen.
Nachdem die Kühe auf Ihre Weide gebracht wurden, mussten wir beide nochmal richtig anpacken und den Stall waschen. Sobald der Stall sauber war, gingen wir wieder rein, machten eine kurze Katzenwäsche, spülten die Zentrifuge und die 30 Liter Töpfe ab, die wir am Morgen bereits zum Schüsselkäse-käsen benutzt haben. Zu dieser Zeit war es meistens halb 10 und unser lang ersehntes, ausgiebiges Frühstück hat auf uns gewartet. Dafür haben wir uns dann auch immer Zeit gelassen. Eine Pause musste einfach sein. Anschließend standen noch kleinere Arbeiten an, wie z. B. den Schüsselkäse würzen, den Hart- und Frischkäse salzen, sowie die älteren Käselaibe im Käsekeller mit Salzlake schmieren. Außerdem wurde jeden zweiten Tag im Schnitt 8 Kg Butter hergestellt.
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