Mir persönlich fallen viele Themen ein, über die ich gerne mehr und öfter und vor allem mit mehr Menschen sprechen würde. Themen, die vielleicht ein bisschen unangenehm sind, aber auch unfassbar wichtig.
Letzten Herbst hatte ich die Gelegenheit, eines dieser Themen vor einem kleinen Publikum konkret anzusprechen, ich schrieb eine Rede mit dem Titel Unser Bildungssystem ist veraltet, ineffizient und frustrierend für alle Beteiligten und nahm an einem Kunstprojekt Teil, der democratic Arts Speakers´ Corner.
Bei dem Projekt ging es darum, eine Bühne für Reden und Diskussionen zu schaffen, einen Ort an dem jeder seine Meinung in Form einer fünf Minuten langen Rede, einem Song oder einer Performance äußern kann, aber das ist der weniger interessante Teil, denn danach wird das Mikro freigegeben, jeder kann das Wort ergreifen und das Thema mit allen Anwesenden diskutieren.
Die erste democratic Arts Speakers´ Corner fand im September vergangenen Jahres statt, es gab Redebeiträge zum Thema Flüchtlingskrise, Religion, Umweltschutz, Glück und vieles, vieles mehr. Die Redner*innen hätten unterschiedlicher nicht sein können, von der 10-jährigen Anti-Plastik-Aktivistin Vanessa, die sich für den Umweltschutz in Deutschland stark macht bis hin zu einer Gruppe Nonnen, die sich für mehr Nächstenliebe in der Gesellschaft einsetzen, es war egal wer Du bist, wenn Du etwas zu sagen hattest war auch ein Publikum da um zuzuhören und mitzureden.
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Mit 17 Jahren fällt mir langsam auf, wie wenig ernst Erwachsene uns Kinder und Jugendliche eigentlich manchmal nehmen. Jetzt, wo ich langsam als Erwachsener behandelt werde, merke ich den Unterschied erst richtig. Aber das muss nicht so sein, wenn wir nicht ernst genommen werden, dann ist es umso wichtiger, aufzustehen und unsere Meinung hörbar zu machen, nur weil wir weniger Erfahrung haben heißt das nicht, dass wir zu dumm sind, um auf einer Stufe mit Erwachsenen zu reden.
Ich möchte hier einen kurzen Aufruf an alle aussprechen, die das Gefühl haben, dass sie anderen etwas sagen wollen oder sogar müssen. In unserer Demokratie ist es unfassbar wichtig, dass wir so oft und so viel möglich miteinander reden, diskutieren und wenn´s nötig ist auch streiten. Wir haben die Möglichkeit andere zu überzeugen und zusammen die Welt ein Stückchen besser zu machen, aber nur wenn wir laut genug sind, um gehört zu werden.
Im September habe ich zum ersten Mal verstanden, wie wichtig es eigentlich ist, die eigene Meinung offen zu präsentieren und ich habe auch verstanden, wie wichtig es ist, anderen zuzuhören, wenn sie dasselbe tun.
Offen über das zu reden, was einen beschäftigt, ist nicht immer einfach und es wird auch oft extrem peinlich, wenn man erklärt bekommt, dass man vielleicht in manchen Punkten völlig falsch lag, aber wenn die Alternative darin besteht weiterhin an falschen Ideen festzuhalten, dann kann man sich auch darüber eigentlich nur freuen.
Also ist mein Aufruf an alle:
Geht raus, seid laut, sucht Euch Leute und streitet euch über Politik oder die Schule oder darüber, was Ihr von irgendeinem Film haltet, eigentlich total egal, nur tut es! Diskutiert mit Freund*innen, streitet Euch mit Euren Lehrer*innen, Euren Verwandten, redet mit Eurem Busfahrer und der alten Frau, die Euch im Zug gegenüber sitzt und hört zu, was sie so zu sagen haben!