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Was tut ihr unseren Hühnchen an?

Lebensmittelskandale die uns beschäftigten

Schon wieder schockiert ein Lebensmittelskandal Deutschland. Obwohl…
Schockiert bin ich nun wirklich nicht.

Denn nach:

  • Pferdefleisch in so ziemlich allem, was wir essen und wo wir es nicht erwarten
  • Mineralöladventskalendern – das wäre doch mal eine kreative neue Geschmacksrichtung für Schokolade
  • Eiern, in denen Dioxin gefunden wurde – „Bio? Logisch!“
  • Räucherlachs mit Listerien – Honig-Senf-Dip ist eh schon lange out
  • verschimmeltem Obst, das in verschiedenen Supermarktketten verkauft wurde – beim Käse ist Schimmel doch auch cool

war der nächste Lebensmittelskandal meiner Meinung nach absehbar. Wiesenhof und die neuesten aufgedeckten geheimen Bilder.

Diesmal geht es unseren geliebten Hühnchen an den Kragen – oder wohl eher an die Gurgel. Denn Geflügelproduzent „Wiesenhof“ (unter anderem bekannt aus Horrorfilmen wie „We feed the world“ und dem ARD-Fernsehmagazin „Monitor“) hat es wieder mal geschafft, sich in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit zu katapultieren.
Erneut flackern horrormäßige Bilder über meinen Fernseher: Eine Frau, die ein Hühnchen gegen einen Plastikeimer schlägt, um es zu töten – ein Mann, der lebendige Hühnchen in einen Müllcontainer wirft – zigtausende Hühnchen die auf engstem Raum eingepfercht sind und kreischen. Bilder, die die Welt schockieren. Aber mich schockieren sie nicht mehr. Denn mir kommt es vor als hätte ich all das schon einmal gesehen. Okay, wir wissen jetzt alle, dass der Konzern Wiesenhof mit seinem Gründer und Chef Paul-Heinz Wesjohann böse ist und kleine schnuffelige Federknäulchen aufs dreckigste misshandelt – es ist gut, dass diese Bilder veröffentlicht worden sind.

Doch was nun? Bio oder konventionelle Produkte?

Wir freuen uns doch alle, wenn unser halbes Grillhähnchen nur drei Euro kostet und schmecken tut es ja auch. Es ist leider so, dass Bio immer noch ein Luxus in unserer Gesellschaft ist und nur die wenigsten sich diesen auch leisten können. Bei den jüngsten Skandalen, bei denen auch viele Bioprodukte involviert waren, beginnt man wirklich, sich zu fragen ob es bei Bio tatsächlich noch um die Qualität der Ware geht – und nicht ums Geld. Sowas stärkt nicht gerade das Vertrauen in die Bioindustrie, macht den Verbraucher nur noch misstrauischer und treibt ihn so direkt in die Arme der konventionellen Landwirtschaft – und die Produkte von Wiesenhof. „Wenn ich schon tierisch unmenschlich hergestellten Müll kaufe, dann will ich wenigstens nicht Unsummen dafür bezahlen müssen und dabei noch das Risiko eingehen, hintergangen zu werden“, denkt sich sicherlich so mancher Verbraucher, während er im Kühlregal des Supermarktes nach dem „Billigfleisch“ greift

© mipstudio, Ljupco Smokovski @ fotolia.com

Was die EU dazu beitragen kann:

Ein weiteres Problem findet sich an einem höheren Organ, das unser Leben von oben herab bestimmt: der EU mit ihren zahlreichen Richtlinien und Bestimmungen. Es gibt nämlich ganz klare Richtlinien für die Tierhaltung in der Landwirtschaft. Dabei handelt es sich meist um die Mindestanforderungen, die ein Hof erfüllen muss, wenn er sich zu einem DER Höfe in Deutschland zählen möchte. Und diese Anforderungen sind eben wirklich absolut minimal berechnet – ansonsten könnte eine solche Tiermisshandlung ja gar nicht so einfach betrieben werden. Und selbst die Mindestanforderungen für Biohühnchen sind sehr begrenzt.
Wenn man die Fläche für ein einzelnes Hühnchen auf eine ganze Herde hochrechnet, erinnert das Bild, das in meinem Kopf entsteht, doch eher an die Bilder von Wiesenhof aus dem Fernsehen als an glückliche Hühner auf der Wiese. Dadurch verliert der Verbraucher sein Vertrauen an die biologische Landwirtschaft.

 

Am Ende entscheidet meistens der Geldbeutel

Das was der Verbraucher am Ende sieht, wenn er einkaufen geht, ist doch am ehesten der Preis. Die Qualität des Produkts, geschweige denn ob das Tier zu Lebzeiten wirklich artgerecht behandelt wurde, kann ein Laie wohl kaum durch eine Plastikfolie erkennen. Deswegen greift der Käufer nach wie vor aus Kostengründen häufig zu dem günstigen, konventionellen Produkt und unterstützt dadurch unsere Tierschänder manchmal unbewusst.
Bei solchen Bildern sollten einigen Deutschen auf jeden Fall die Gesichter von Oliver Kahn, Markus Majowski und Dieter Bohlen ziemlich unsympathisch erscheinen und die nervigen und ätzenden Werbungen von Wiesenhof sollten bald keine Erfolge mehr zeigen.

In diesem Sinne, schließe ich meinen Artikel mit den folgenden Worten in ironischem Ton ab:
„Mann ist das ’ne Wurst!“

Text // Dominique Houtmann

 

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