Unfaire Fragen im Vorstellungsgespräch: Was sich Frauen (immer noch) anhören müssen

Frau beantwortet Fragen im Vorstellungsgespräch.
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Ein Vorstellungsgespräch kann aufregend, motivierend – aber manchmal auch ziemlich unangenehm sein. Vor allem dann, wenn dir Fragen gestellt werden, bei denen du dich fragst: „Moment mal – warum fragt man das eigentlich nur Frauen?“ Leider gibt es immer noch Stereotype, die in Bewerbungsgesprächen durchschimmern. Die gute Nachricht: Du bist nicht allein. Und du darfst dich gut vorbereiten – auch auf genau diese Fragen.

Hier erfährst du, welche Fragen häufig nur Frauen gestellt werden, warum sie problematisch sind – und wie du clever und selbstbewusst darauf reagieren kannst. Plus: Wir verraten dir, was du rechtlich nicht beantworten musst. Los geht’s.

„Planen Sie, in nächster Zeit Kinder zu bekommen?“

💬 Was wirklich dahintersteckt:
Die Sorge, dass du bald ausfällst, in Elternzeit gehst oder weniger belastbar bist.

⚠️ Warum das heikel ist:
Diese Frage ist rechtlich unzulässig. Deine Familienplanung ist privat – Punkt. Arbeitgeber dürfen dich das nicht fragen, und du musst auch nicht ehrlich antworten.

Darf man lügen?
Ja, in diesem Fall darfst du sogar bewusst falsche Angaben machen. Das ist rechtlich erlaubt, weil die Frage deine Persönlichkeitsrechte verletzt.

🧠 So kannst du antworten – selbstbewusst und freundlich:
„Meine persönliche Lebensplanung steht aktuell nicht zur Diskussion. Ich bin hier, weil ich motiviert bin, diesen Job bestmöglich zu machen.“

„Wie wollen Sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen?“

💬 Was damit oft gemeint ist:
„Wie schaffen Sie das mit Kind, Haushalt und Vollzeitjob?“

⚠️ Warum fragwürdig:
Solche Fragen werden Männern so gut wie nie gestellt – obwohl auch sie Familie haben können. Es steckt oft ein veraltetes Rollenbild dahinter.

Musst du antworten?
Nicht unbedingt. Wenn dir die Frage zu persönlich erscheint, darfst du sie höflich abblocken oder neutral beantworten.

🧠 Mögliche Antwort:
„Ich bin gut organisiert, arbeite strukturiert und finde immer einen Weg, beides gut zu managen.“

„Wie belastbar sind Sie in stressigen Situationen?“

💬 Was oft mitschwingt:
„Kommen Sie mit Druck klar oder brechen Sie dann ein?“

⚠️ Warum problematisch:
Diese Frage ist zwar grundsätzlich okay – sie wird aber bei Frauen häufig mit einem gewissen Zweifel gestellt, den Männer weniger zu spüren bekommen.

🧠 Antwort-Tipp:
„Ich behalte auch in stressigen Phasen einen klaren Kopf und weiß, wie ich meine Aufgaben priorisieren muss.“

💬 Extra-Tipp: Gib ein konkretes Beispiel!
„In meinem Praktikum musste ich oft unter Zeitdruck mehrere Projekte gleichzeitig betreuen – das hat mir gezeigt, wie gut ich unter Druck arbeiten kann.“

„Haben Sie Führungsqualitäten?“ (oder: „Trauen Sie sich das zu?“)

💬 Was unterschwellig mitschwingt:
„Können Frauen überhaupt Teams leiten?“ (Spoiler: Ja, natürlich.)

⚠️ Warum veraltet:
Frauen wird seltener automatisch Führungskompetenz zugetraut. Diese Frage testet dich oft auf eine Art, die Männern nicht begegnet.

🧠 Deine Antwort:
„Ich habe bereits Verantwortung übernommen – sowohl fachlich als auch im Team. Ich bin entscheidungsfreudig, offen im Umgang und kann motivieren.“

„Können Sie auch mit Technik umgehen?“

💬 Was sich dahinter versteckt:
„Technik ist doch eher Männersache … oder?“

⚠️ Warum nervig:
Solche Fragen sind nicht nur altmodisch, sondern spiegeln Klischees wider, die dringend ausgemistet gehören.

🧠 Smarte Antwort:
„Absolut. Ich arbeite gern mit digitalen Tools und bin mit den gängigen Programmen bestens vertraut. Technik gehört für mich ganz selbstverständlich zum Job.“

Was tun, wenn dir eine unzulässige Frage gestellt wird?

❌ Unzulässige Fragen sind zum Beispiel:

  • Kinderwunsch oder Schwangerschaft

  • Politische Einstellung

  • Religionszugehörigkeit

  • Gesundheitszustand (wenn nicht jobrelevant)

  • Sexuelle Orientierung

✅ Du darfst:

  • Die Antwort verweigern („Dazu möchte ich mich nicht äußern.“)

  • Eine Gegenfrage stellen („Ist das für die Stelle relevant?“)

Eine Notlüge verwenden (ja, das ist hier erlaubt)

Dein gutes Recht – und dein gutes Gefühl

Du darfst im Bewerbungsgespräch selbstbewusst auftreten. Auch wenn jemand versucht, dich mit versteckten Fragen zu verunsichern: Du musst nicht mitspielen. Zeig, was du kannst. Und wenn du merkst, dass die Unternehmenskultur nicht zu dir passt – dann passt du auch nicht zu dem Unternehmen. Und das ist okay.

Fazit: Du bewirbst dich mit Können – nicht mit deiner Lebensplanung

Unfaire Fragen im Vorstellungsgespräch sind leider noch Realität – vor allem für Frauen. Wichtig ist: Du musst nicht alles beantworten. Und schon gar nicht ehrlich, wenn es um unzulässige Fragen wie Kinderwunsch oder Familienstand geht.

Bereite dich auf solche Situationen vor, bleib freundlich, aber klar. Zeig, dass du weißt, was du kannst – und dass dein Job nichts mit alten Rollenbildern zu tun hat. Ein Unternehmen, das dich wegen deines Geschlechts kritisch befragt, ist vielleicht nicht das Richtige.

Dein Können zählt. Deine Haltung. Dein Selbstbewusstsein. Und genau das macht dich zur starken Kandidatin.

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