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Trend zum Studium – Nur noch 4,3 Azubis auf 10 Studierende

Gegenüberstellung zwischen Azubi und Student.

Politische Entscheidungen und veränderte Wertvorstellungen haben sich im Bildungssystem in Form von Akademisierung, Individualisierung und Privatisierung niedergeschlagen. Diese Veränderungen haben weitreichende Auswirkungen auf den Schulbesuch, die Ausbildung und das Studium. Die Daten zu diesen Bereichen reflektieren den tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel, der stattgefunden hat.

Der tiefgreifende gesellschaftliche Wandel, der sich im Bildungssystem niedergeschlagen hat, zeigt sich besonders deutlich in der Anzahl der Studierenden, die seit 1950 mit wenigen Ausnahmen stetig gestiegen ist. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) gab es im Jahr 2021 in Deutschland mehr als doppelt so viele Studentinnen und Studenten (2,9 Millionen) wie Auszubildende (1,3 Millionen). Das Verhältnis von Studierenden zu Auszubildenden betrug somit 4,3 zu 1. Im Vergleich dazu war das Verhältnis im früheren Bundesgebiet im Jahr 1950 völlig anders: Auf 10 Studierende kamen 75,5 Auszubildende. Damals absolvierten 971.000 Menschen eine Ausbildung, während nur 129.000 Personen für ein Studium eingeschrieben waren. Diese Zahlen verdeutlichen den Wandel im Bildungssystem im Laufe der Zeit.

Quote der Studienberechtigten von 6,1 % im Jahr 1960 auf 46,8 % im Jahr 2020 gestiegen

Der wachsende Stellenwert der akademischen Bildung wird auch durch den steigenden Anteil an Abiturientinnen und Abiturienten deutlich. Im Jahr 1960 hatten etwa 6,1 % der 19- bis 21-Jährigen die Hochschulreife erreicht. Im Jahr 2020 lag die Studienberechtigtenquote jedoch bei 46,8 %. Aufgrund der Einführung des neunjährigen Bildungsgangs an Gymnasien in Niedersachsen im Schuljahr 2019/2020 und dem dadurch unvollständigen Abiturjahrgang gab es im Jahr 2020 jedoch eine Ausnahme, und es gab weniger Studienberechtigte als in den Vorjahren. Diese Entwicklung unterstreicht den wachsenden Wert der akademischen Bildung in unserer Gesellschaft.

Anteil der Schülerinnen und Schüler auf Gymnasien von 24,6 % im Jahr 1960 auf 44,0 % im Jahr 2021 gestiegen

Ein ausdrückliches Ziel der Bildungspolitik war es, die Durchlässigkeit des Bildungssystems zu erhöhen. Zu diesem Zweck wurde das traditionelle dreigliedrige Schulsystem um neue Schularten wie Gesamtschulen und andere Schulformen mit mehreren Bildungsgängen erweitert, was zu einer deutlich veränderten Schullandschaft geführt hat. Im Jahr 1960 besuchten noch 24,6 % der Schülerinnen und Schüler im Sekundarbereich der allgemeinbildenden Schulen das Gymnasium, während es im Jahr 2021 bereits 44,0 % waren. Gleichzeitig hat die Bedeutung der Hauptschule, die bis in die 1970er Jahre die wichtigste Schulform war, kontinuierlich abgenommen. Während im Jahr 1960 knapp zwei Drittel (61,9 %) aller Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen (Sekundarbereich I und II) eine Hauptschule besuchten, lag dieser Anteil im Jahr 2021 nur noch bei 6,4 %. Diese Entwicklung zeigt die Veränderungen im Bildungssystem und verdeutlicht den Wandel in der Schullandschaft.

Höhere Schulabschlüsse zunehmend häufiger erworben

Noch deutlicher zeigen sich die Auswirkungen der Reformbemühungen um bessere Bildungschancen bei den erreichten Schulabschlüssen an allgemeinbildenden Schulen. 1970 verließ mit 18,9 % noch fast ein Fünftel der Schüler und Schülerinnen die Schule ohne Hauptschulabschluss. 2021 lag dieser Anteil nur noch bei 6,2 %. Auch der Anteil der Absolvierenden mit Hauptschulabschluss sank deutlich von 48,7 % auf 15,9 %. Dagegen wurden höhere Abschlüsse zunehmend häufiger erworben: 2021 erreichten 43,5 % der Absolvierenden den mittleren Abschluss (früher Realschulabschluss) gegenüber 20,9 % im Jahr 1970. Die allgemeine Hochschulreife bzw. die Fachhochschulreife erlangten im Jahr 2021 mit 34,4 % der Absolvierenden ein dreimal so hoher Anteil wie im Jahr 1970 mit 11,5 %.

Zahl der Privatschulen fünfmal so hoch wie 1950

Je wichtiger Bildung eingeschätzt wird, desto mehr Wert legen Eltern auf eine individuelle Förderung ihrer Kinder. Dementsprechend sind sie auch bereit, dafür zu bezahlen. In der Folge hat sich die Zahl der Privatschulen in Deutschland vervielfacht. Gab es im früheren Bundesgebiet im Jahr 1950 nur 741 Privatschulen, so lag deren Zahl 2021 in Deutschland bereits bei 3757. Fast ein Zehntel (9,3 %) der Kinder und Jugendlichen, welche 2021 allgemeinbildende Schulen besuchten, gingen mittlerweile auf Privatschulen. 1950 lag der Anteil im früheren Bundesgebiet noch bei 1,9 %.

Zahl der Auszubildenden von 1985 bis 2021 um fast ein Drittel gesunken

Das duale Ausbildungssystem, das eine enge Verbindung von Theorie und Praxis bietet, galt traditionell als Aushängeschild des deutschen Bildungssystems. Über viele Jahre hinweg überstieg die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen das Angebot – ein Phänomen, das als „Lehrstellenmangel“ bekannt war. Inzwischen wird es jedoch für Ausbildungsbetriebe zunehmend schwieriger, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen. Einerseits liegt das daran, dass aufgrund der demografischen Entwicklung weniger junge Menschen die Schule abschließen, andererseits erscheint vielen ein Studium attraktiver. In den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik ist die Anzahl der Auszubildenden fast kontinuierlich gestiegen: von 970.900 im Jahr 1950 auf 1.831.500 im Jahr 1985. Seit diesem historischen Höchststand ist die Zahl überwiegend rückläufig. Ende 2021 befanden sich 1.255.400 Personen in einer dualen Berufsausbildung, was einem Rückgang von 14,0 % gegenüber dem Stand vor zehn Jahren entspricht und sogar 31,5 % weniger als 1985.

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist in den letzten zehn Jahren ebenfalls kontinuierlich zurückgegangen: Im Jahr 2021 wurden 466.200 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, was einem Rückgang von 16,9 % gegenüber dem Stand vor zehn Jahren entspricht (2011: 561.100 Neuverträge). Dies lässt sich nur teilweise mit dem Rückgang der Zahl junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren erklären, da dieser im selben Zeitraum lediglich um 6 % gesunken ist.

Im Laufe der Jahrzehnte hat der Strukturwandel nicht nur zu einem Rückgang der beruflichen Ausbildung geführt, sondern auch zu erheblichen Veränderungen in der Verteilung der Auszubildenden auf verschiedene Berufe. Während im Jahr 1950 angehende Maurer, Tischler und Maler bei den männlichen Auszubildenden dominierten, stehen heute angehende Kraftfahrzeugmechatroniker, Fachinformatiker und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik an erster Stelle. Bei den weiblichen Auszubildenden haben sich die am stärksten besetzten Ausbildungsberufe von Einzelhandelskauffrau, Damenschneiderin und Industriekauffrau hin zum Dienstleistungsbereich (z. B. Kauffrau für Büromanagement, medizinische Fachangestellte und zahnmedizinische Fachangestellte) verschoben.

Mehr als die Hälfte der Studienanfänger und -anfängerinnen sind Frauen

Eine der bemerkenswertesten Veränderungen der letzten Jahrzehnte betrifft die zunehmende Bildungsbeteiligung von Frauen. Im Jahr 2021 begannen 247.300 Frauen ein Studium. Damit stellen sie mittlerweile mehr als die Hälfte der Studienanfängerinnen und -anfänger im ersten Hochschulsemester (52,4 %). Im Jahr 1950 lag ihr Anteil lediglich bei 18,5 %.

Auch unter den Abiturienten und Abiturientinnen ist der Anteil der Frauen gestiegen: Während im Jahr 1950 nur 32,8 % der Absolventen mit allgemeiner Hochschulreife und Fachhochschulreife an allgemeinbildenden Schulen weiblich waren, betrug der Anteil der Frauen im Jahr 2021 bereits 55,3 %. Die veränderten Rollenbilder spiegeln sich auch im Besuch weiterführender Schulen wider.

Im Jahr 1950 lag der Frauenanteil an Gymnasien lediglich bei 40,8 %, mittlerweile beträgt er knapp 53 %.

Auch der Frauenanteil unter den Auszubildenden ist gestiegen, auch wenn nach wie vor deutlich mehr Männer als Frauen eine duale Berufsausbildung absolvieren. Im Jahr 2021 lag der Anteil weiblicher Auszubildender bei 34,5 %. Im Jahr 1950 betrug der Frauenanteil unter den Auszubildenden 24,9 %.

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