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Pokémon Go – Die große Jagd hat begonnen

Am 13. Juli 2016 kam das neue Handyspiel „Pokémon Go“ in Deutschland in die App-Stores und damit in unsere Herzen. Dominique Houtman hat sich mit der App befasst, sie recherchiert und erklärt in diesem Artikel wie die Erscheinung dieses neuen Spiels unser aller Leben verändert hat.

Endlich ist es soweit, ich habe Feierabend und lasse den stressigen Dienst hinter mir, jetzt sind meine Kollegen an der Reihe es jedem einzelnen noch so anspruchsvollen Patienten in diesem Laden recht zu machen. Ich bin einfach nur heilfroh da jetzt weg zu sein… Ich gehe zielstrebig und möglichst zügig zu meinem ersten Ziel, der Bushaltestelle.

Auf den letzten Metern zum Bus beginne ich zu träumen.

Ich muss an den Wellnessbereich meines neuen Fitnessstudios denken den ich nachher besuchen möchte, ein riesengroßer Wellnessbereich in dem man sich nach dem Workout schön entspannen kann. Und das direkt über den Dächern Berlins. Vom Pool aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Wahrzeichen unserer schönen Hauptstadt und es gibt dort sogar einen Wasserfall.

Das Wasser ist so schön warm und hier und da hat es diese Sprudeldüsen bei denen man sich fühlt wie in einem Whirlpool. Zuerst werde ich nach zum Außenbereich des Pools schwimmen denn es ist noch so schön warm. Ich liebe es wenn ich im warmen Sprudelwasser liege und die Nachmittagssonne mir die Schultern und den Nacken so richtig aufwärmt. Während ich in der Sonne liege und so da liege und mich entspanne höre ich das Rauschen des Wasserfalls…

WAMS!

Ich stolpere und falle fast hinten über. Vor mir steht ein Typ von ca. Mitte 20 Jahren der sein Handy in der Hand hat, irre grinst und wie bekloppt auf seinem Display rum drückt. „Oh sorry…“, stammelt er als er mich sieht. „Weißt du, Pikachu sitzt genau auf deinem Fuß also…“, er gaggert albern und beginnt wieder wie verrückt auf sein Display zu drücken.

Ich muss ihn wohl angesehen haben wie ein Auto denn er beginnt mir von der neuen Pokémon-App zu erzählen.

Das Prinzip des Spiels ist im Grunde ziemlich simpel: basierend auf dem 1996 erstmals heraus gebrachten, sehr beliebten Videospiel „Pokémon“ kann man mit seinem Smartphone durch die Gegend laufen und Pokémons fangen, sie trainieren und weiterentwickeln, um sie schließlich in Arenen gegen die Pokémon anderer Spieler antreten lassen zu können. Es gibt über 100 verschiedene Arten von Pokémon und man muss sein GPS aktivieren und sich tatsächlich von A nach B fortbewegen um sie fangen zu können. An verschiedenen Orten, so genannten Pokéstops, erhält man Geschenke wie zum Beispiel Pokébälle die man braucht um die Pokémon zu fangen oder Himmihbeeren die es einem erleichtern seltene Pokémon zu schnappen bevor sie einem entwischen.

© fotolia.com

Wer beim Fangen der kleinen Tierchen seine Handykamera aktiviert sieht dann durch diese auf seinem Display die Umwelt in der das Pokémon dann tatsächlich sitzt. Das heißt natürlich, dass ab jetzt Leute die in ihrer Umgebung Dinge sehen nicht mehr als verrückt gelten, sondern als außerordentlich fleißige Pokémon-Jäger.

Doch dass Pokémon Go mehr ist als nur ein Spiel für junge und jung gebliebene sagt inzwischen selbst die „Techniker Krankenkasse“. Bisher schafften es nur drei von zehn Jungen und fünf von zehn Mädchen auf ihr tägliches „Spazierengehen-Soll“ von einer Stunde zu kommen – doch das hat sich diesen Sommer geändert.

Denn heutzutage sitzt die Jugend von heute nicht mehr vor der Glotze herum sondern beschäftigt sich vielmehr mit ausgedehnten Spaziergängen über mehrere Stunden um Pokémon zu fangen, was sich natürlich sofort als präventive Maßnahme für Übergewicht oder Rückenschmerzen in den Finanzberichten der TK bemerkbar machen wird.

Weniger gut in den Finanzberichten macht sich dagegen leider die pokémonbedingte Unfallquote mit teilweise schwer wiegenden körperlichen Verletzungen. Denn wer den ganzen Tag am Handy herum daddelt schafft es dabei nicht nur, seine Umwelt komplett auszublenden und hier oder da mal gegen die ein oder andere Laterne zu laufen sondern auch mal eine Kehrtwendung im Auto auf der Fahrbahn zu riskieren wenn das Monster Glumanda um die Ecke wartet. Auch ein anderer, 19-jähriger Pokémon-Spieler hatte bereits mit Unpässlichkeiten wie Knochenbrüchen nach einem Sprung aus dem zweiten Stock eines Fensters in Estland zu kämpfen weil er anscheinend sehr vertieft in seine Suche war.

Wer aber klug ist und den Hype für sich nutzen möchte macht mit Pokémon Go die ganz fetten Geschäfte.

So kam ein brillantes Genie mit etwas zu viel Zeit auf die Idee sich Accounts zuzulegen, ein paar Levels weit zu spielen und die Zugangsdaten dann für teures Geld im Internet an Fremde zu verhökern, während andere Spieler sich damit brüsten, besonders seltene Pokémons gefangen zu haben und diese zu verscherbeln. Die Kosten liegen dabei so grob zwischen 8 und 8700€, also quasi hinterhergeschmissen.

Nicht ganz so rentabel aber trotzdem effektiv machen es einige Cafés und Restaurants. Indem sie Ihre Pokéstops für einen gewissen Zeitraum zu einem Hotspot umwandeln sichern sie sich Kundschaft die meist anspruchslos und einfach zufrieden zu stellen ist. So sind die Einnahmen zumindest für einen kurzen Moment gesichert.

Eine weitere clevere Idee als Antwort auf die Pokémon-Hysterie hatte das Fremdenverkehrsamt der Schweizer Stadt Basel: um Touristen anzulocken haben sich vier Basler als Pikachus verkleidet und mit überdimensional großen Pokébällen in der Altstadt die Passanten abgeworfen. Das Ganze wurde gefilmt und hier und da wurden ein paar Orte preisgegeben an denen seltene Pokémon gesammelt werden können. Clever, lustig anzusehen und äußerst effektiv.

Auch die Stadt Düsseldorf profitiert ordentlich von den fleißigen Sammlern. Dort wurde eine Sonderlinie der Straßenbahn eingerichtet – die Pokébahn. Sie ist mit W-LAN und Akkupacks ausgestattet, man passiert während der Fahrt zahlreiche Pokéstops an denen man Geschenke einsammeln kann und sie fährt langsamer als eine gewöhnliche Tram damit einem genug Zeit bleibt um die ganzen vielen Pokémon zu fangen. Zusätzlich gibt es kostenlose Energydrinks und der Fahrpreis ist mit 8 € auch bezahlbar. Aufgrund der großen Nachfrage wurde schon eine Warteliste eingerichtet und weitere Städte in Deutschland wollen diese Idee jetzt nachahmen.

Seit Pokémon Go auf dem Markt gekommen ist hat sich so einiges in unseren Leben verändert und wird es auch noch weiter. Denn es sind weitere Updates der Herausgeber geplant die noch Vieles möglich machen werden, also können wir gespannt sein wie es weiter geht.

Text // Dominique Houtmann

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