Wenn ihr ein Buch lest, wollt ihr Witz und Spannung? Die Autorin Franka Frei nahm diese Zutaten, vermengte sie mit Grown-Up-Knowledge, Feminismus und einem kritischen Blick auf die Gesellschaft. So entstand Krötensex. Eine Empfehlung für alle Jugendlichen, jungen Erwachsenen und jene, die Jugend noch einmal erleben wollen.
An einem kühlen Herbstabend landen Frieda, Kenny und Miro in Amerika. Zwar studieren sie alle an der International School of Business, doch hat keiner von ihnen die Fähigkeit das Kleingedruckte zu lesen. So kommt es, dass sich besagtes Amerika nicht als der Kontinent, sondern ein sächsisches Kaff entpuppt. Dort ist es kalt, ruhig und ein wenig gruselig. Ihr Vermieter, ein Herr namens Zankzahn, beobachtet sie heimlich bei ihrer Ankunft. Das sogenannte Loft, in dem sie einquartiert werden, gleicht eher einem alten Dachboden. Rauchen ist hier trotzdem nicht erlaubt. Spaß wie es scheint auch nicht.
„Herr Zankzahn schien mit naiven Großstadtkids wie uns Erfahrung zu haben. Der alte Geheimagent zeigte noch einmal mit ausgestrecktem Oberlehrerfinger auf Miro, bevor er die kleine Treppe hinaufstieg.“ (11)
Noch am Abend der Ankunft verlassen Frieda und Miro das Haus, um sich auf Bier-Suche zu begeben. Sie landen im Studentenklub, einem am Waldrand, aber in Uni-Nähe gelegenen Häuschen, voller junger Menschen. Kurz nach dem Betreten ist Frieda im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Studenten sind begeistert von der exotischen Berlinerin mit der herausragenden Optik.
Starkes Make-Up und Kurven sind hier, im Gegensatz zum Hipster-Berlin, offensichtlich im Trend. Frieda fühlt sich angenommen und merkt: Nicht überall gelten dieselben Schönheitsideale. Manchmal ist man nur zur falschen Zeit am falschen Ort. In das großspurige Berlin will die Studentin bald nicht mehr zurück. Schließlich gibt es hier alles was sie braucht und will: Eine starke gesellschaftskritische, umweltaktivistische und feministische Bewegung sowie Feten, die jeder Partymeile Ehre gemacht hätten.
„Ich fühlte mich wohl mit meiner Umgebung. Und vor allem wohl mit mir selbst. Mein Körper fühlte sich gesund an und stark. Und zum ersten Mal seit Langem hatte ich nicht das Gefühl, dass ich nicht genügte. Oder zu viel war.“ (151)
Doch alles hat ein Ende und so auch das Semester in Amerika. Als Frieda wieder nach Berlin kommt, scheint sich nichts verändert zu haben. Sie sieht eine unerwiderte Schwärmerei, fühlt sich fehl am Platz und stolpert kopfüber in einen riesigen Haufen Stress. Ihre Schwester überredet sie bei einem Influencer-Projekt mitzuarbeiten, das eigentlich feministisch sein sollte, aber im Grunde genau das Gegenteil ist. Frieda verfällt daraufhin dem Hungerwahn und verwirft ihre Prinzipien.
Garniert werden Gruppenzwang und das Social Media-Gift mit Praktikumsüberforderung, Unistress und dem ganz normalen Großstadt-Wahnsinn.„Ich hatte doch so viele Möglichkeiten! Auf meinem Laptop waren achtzehn Tabs geöffnet. Ich machte alles gleichzeitig, aber nichts so richtig. Außer ein Back-up. Immerhin.“ (346)
Frieda, der Freigeist, die Feministin, beugt sich dem gesellschaftlichen Druck, der auf den Schultern der Generationen Y und Z ruht. Unbezahlte Praktika belasten die Geldbörse, gut bezahlte Influencer-Aufträge belasten das Selbstwertgefühl. Alles scheint unterzugehen bis sie endlich soweit ist, das Unmögliche möglich zu machen: Sie bricht mit den Zwängen und macht sich frei von Erwartungen. Der Roman endet dort, wo er begonnen hat: Im Haus von Herrn Zankzahn – in Amerika. Frieda ist bei einer Klausur durchgefallen und wiederholt das Semester. Dort kann sie sein, wer sie ist und sich vielleicht endlich auch ihrer feministischen Lektüre widmen…
Text // Christina Vettorazzi