Die tropische Sonne versinkt blutorangenrot im Meer, sanfte Wellen kräuselten sich an einem Strand, der so weiß ist, dass es fast in den Augen schmerzt. Und mittendrin ein junges Mädchen mit ihrem Pferd. Die elfjährige XAna verbringt jede freie Minute auf der Pferdeauffangstation bei ihrem Liebling Casanova. Ihr größter Traum ist es, mit dem alten Pferd nochmal ans Meer zu reiten, seiner frühere Heimat.
„Ich steh ja mehr auf Actionfilme und Pferde sind auch nicht so meins – aber: Der Film hat mir gefallen. Und ich weiß gar nicht so genau warum….!“, meinte Matteo aus unserem Redaktionsworkshop, nachdem er den Film das erste Mal gesehen hat. Wir wollen euch nun erzählen, warum der Film so berührt und was ich ihn so besonders macht.
Die deutsche Regisseurin Alexandra Kauffmann, drehte den Dokumentarfilm „Mit Casanova ans Meer“ in Denia eine beliebten Touristenstadt an der Ostküste Spaniens. Im Rahmen des Dok.festivals findet die Premiere des 15-minütigen Films am 8. Mai um 15 Uhr im Carl-Amery-Saal im Gasteig statt. Hier bietet sich auch die Möglichkeit die Regisseurin persönlich zu treffen und Ihr rund um den Film, den Hof und die Tiere Fragen zu stellen.
Der Film erzählt die rührende Geschichte eines jungen Mädchens namens Xana, die durch Ihre Arbeit an einem Rettungshof eine sehr tiefe Bindung zu dem Pferd Casanova hat. Ihr Traum ist es, einmal gemeinsam mit ihm am Meer entlangzureiten, die Meeresbrise und das Salzwasser auf der Haut zu spüren.
Während dieser Reise wird sie von der Kamera begleitet, wodurch der Zuschauer Einblicke von dem Rettungshof und den dort lebenden Tieren bekommt. Es handelt sich jedoch nicht um einen gewöhnlichen Reiterhof, bei dem man Ponyreiten und Reitunterricht nehmen kann, nur um einfach seinen Spaß zu haben.
Nein es ist viel mehr als nur ein Zeitvertreib, dahinter steckt viel harte Arbeit und Fachwissen. Es wird deutlich, mit wie viel Ruhe und Wärme man mit den Tieren umgehen muss, damit der Alltag dort auch gelingt. Denn der Großteil der Tiere teilt eine schlimme Vergangenheit und benötigt daher viel Liebe und Zuwendung Aufgrund der ruhigen Kameraführung und der unaufdringlichen Erzählweise schafft es der Film einen unglaublich zu fesseln und in seinen Bann zu ziehen. Vor allem durch die authentische und ehrliche Art von Xana hat man das Gefühl sie wirklich zu kennen und fühlt emotional mit ihr mit.
Den Feinschliff erhält der Film durch seine zarten Farben und die feine Musikuntermalung, die ihn zu einem einmaligen kurzen Kinoerlebnis machen. Hier gilt: einfach zurücklehnen und auf die Geschichte einlassen.
Durch die viele Arbeit mit den Pferden, strahlt er eine gewisse Ruhe aus und enthält keine Aktion Szenen, somit ist er für alle Altersgruppen und besonders für Tierliebhaber sehr sehenswert.
Wir haben uns vorab mit der Regisseurin unterhalten und Ihr einige Fragen zu dem Film gestellt.
Die Antworten möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten. Nun wünschen wir euch ganz viel Spaß beim Lesen und bei aufkommenden Fragen, ja da heißt es am 8. Mai persönlich vorbeikommen.
Matteo: Wir haben kürzlich im Zuge unseres Workshops deinen Film „Mit Casanova ans Meer“ gesehen und wollen dir jetzt ein paar Fragen zu stellen. magst Du dich bitte auch ganz kurz vorstellen?
Alexandra: Also, ich bin Alexandra, und ich habe den Film gemacht, den ihr angeschaut habt. Ich komme vom Schliersee und habe einen Hund. Und, nein, ich kann nicht reiten.
Paulina: Hast Du noch eine andere Ausbildung bzw. hast Du vor dem Filmemachen noch etwas anderes gemacht?
Alexandra: Ich bin Fremdsprachenkorrespondentin und habe Englisch und Spanisch gelernt. Im Anschluss habe ich noch Betriebswirtschaftslehre an der FH studiert. Da macht wir viel mehr Zahlen, bzw. behandelt wirtschaftliche Themen, das dann doch nicht so meins.
Johanna: Wie bist Du dann Filmemacherin geworden? Nur, weil du Deinen ursprünglichen Beruf jetzt nicht mehr so spannend fandest? Oder gab es noch einen anderen Grund?
Alexandra: Meine Eltern machen beide was Künstlerisches. Darum wollte ich anfangs genau was anderes machen. Aber zu Schluss fand ich es dann doch am besten.
Laura: Wie viele Filme hast Du denn schon gemacht?
Alexandra: Ich habe in der Ausbildung meinen Abschlussfilm gemacht. Wenn man Regie studiert, macht man nur einen Abschlussfilm und dann noch einen Kurzfilm und jetzt den Langfilm „Las Hermanas de Rocinate“.
Paulina: Von was handelte Dein Abschlussfilm?
Alexandra: Da ging es um meinen Bruder. Er ist jetzt 32, also acht Jahre jünger als ich. Er hat eine geistige Behinderung. Ich finde ihn aber absolut toll und wir verbringen gerne sehr viel Zeit miteinander.
Paulina: Hast Du persönlich einen Lieblingsfilm?
Alexandra: Ja, „Einer flog über das Kuckucksnest“. Da geht es um Menschen, die als verrückt eingestuft werden und in einem Heim leben. Das ist auf der einen Seite sehr lustig aber eben auch sehr traurig.
Johanna: In Deinem neuen Film jetzt geht es nun um Pferde und Tiere. Wie bist Du auf das Thema bzw. den Retterhof gekommen?
Alexandra: Das ist jetzt mehr als sieben Jahre her, da habe ich in der Zeitung gelesen, dass Pferde wegen der Wirtschaftskrise ausgesetzt werden. Dann bin ich zuerst nach Irland geflogen, weil es dort nämlich genauso war. Dort bin ich zwei Jahre auf der Insel herumgefahren, immer wieder. Ich habe aber niemanden gefunden, der mit mir darüber sprechen wollte. Dann las ich, dass es in Spanien genauso ist. So kam ich nach Spanien. Ich bin dorthin geflogen und auch oft mit dem Auto hingefahren. Dann hat mir eine Freundin von dem Hof erzählt, und bin ich da hin. Dort habe ich die Kinder dann kennen gelernt. Weil ich die Kinder, die ihr im Film gesehen habt, so toll fand, bin ich schließlich geblieben.
Laura: Denkst Du, dass man so einen Film auch in Deutschland drehen bzw. dass hier auch so ein berührender Film entstehen könnte?
Alexandra: Ja, ich glaube schon. Ich glaube, dass es überall Kinder gibt, die sich für schwächere Wesen einsetzen. Doch, das konnte man in Deutschland genauso erzählen. Spanien ist aber besonders schlimm.
Matteo: Wie bist Du speziell auf das Mädchen Xana gekommen. Warum genau sie?
Alexandra: Weil Xana einfach fast immer da war. Sie war diejenige, die am meisten mitgeholfen hat. Sie kam nicht nur zum Reiten. Die fühlte sich dort zu Hause. Und ich mochte sie wahnsinnig gern.
Paulina: Wie hast du sie überzeugen können, deine Protagonistin zu werden?
Alexandra: Ich glaube, ich habe sie einfach gefragt, und sie hat einfach ja gesagt. Viel überzeugen brauchte ich nicht. Ich habe sie aber erst kennen gelernt, als ich schon ein, zwei Jahre gedreht hatte.
Johanna: Warum war Xana so natürlich vor der Kamera? Als ich ich den Film angeschaut habe, hat man gar nicht gemerkt, dass man zuschaut, dass man war alles ganz normal.
Alexandra: Mein Team und ich, wir sind immer ganz leise und wir reden auch gar nicht mit den Leuten, sondern lassen sie einfach das machen, was sie immer machen. Wir gehen immer hinterher und irgendwann vergessen sie auch, dass wir dastehen. Xana ist ja im Film, ganz konzentriert auf die Tiere. Ganz zauberhaft. Ich glaube, die zwei haben so eine Energie zusammen. Wenn Du mit Pferden arbeitest, musst du dich auch konzentrieren, sonst laufen die ja nirgendwohin.
Laura: Du hattest ja vorher schon erwähnt, dass, bis du die Mädchen kennen gelernt hast, schon fast zwei Jahre vorbei waren. Wie viele Drehtage hast Du wirklich gebraucht?
Alexandra: Insgesamt vier Wochen haben wir über den Zeitraum von fünf Jahren gedreht.
Laura: Im Film kommt eine kleine Szene vor, in denen Xana und die Hofbesitzerin beim Pferdewaschen sind und Xana fragt, ob Casanovas schon am Meer war. In dem Filminterview, das ich ja durch den ganzen Film durchzieht, erzählt sie aber vorher schon davon, dass sie schon weiß, dass er zuvor, bei einem alten Mann war am Meer. Uns hätte in diesem Zusammenhang sehr interessiert, wieso Du das im Schnitt genau so gewählt hast und warum wir überhaupt nichts von der Geschichte von Casanova erfahren.
Alexandra: Du meinst, wie Casanova vorher gelebt hat? Ich weiß es leider auch nicht. Ich habe versucht es herauszufinden, aber irgendwie blieb es ein kleines Geheimnis.
Matteo: Warum hast Du dir genau Casanova bzw. Xana ausgesucht? Es gab ja noch sehr viel mehr Tiere dort.
Alexandra: Ich glaube, es ist wichtig, wenn ich Menschen filme, die mit Tieren arbeiten, dass Mensch und Tier totales Vertrauen zueinander haben. Wenn wir hinter dem Pferd oder neben dem Pferd stehen, müssen wir ebenfalls sicher sein bzw. ich muss meine Team-Mitglieder schützen. Die beiden sind einfach ganz, ganz sicher miteinander umgegangen. Und, dem Casanova war die Kamera total wurscht.
Paulina: Wie viele Tage hat der Dreh am Meer gedauert? Es sah so aus, als wäre es über mehrere Tage gedreht worden.
Alexandra: Es waren nur zwei Stunden, mehr Zeit hatten wir nicht.
Johanna: Zuerst sieht man, als Xana ins Wasser reitet, sitzt sie auf dem Sattel und hat eine lange Hose an. In der nächsten Einstellung hat sie auf einmal eine Kurze an, und legt sich ohne Sattel aufs Pferd.
Alexandra: Ihr ist aufgefallen, dass Sie nicht mit Sattel ins Wasser gehen kann, dann musste sie auch die Schuhe ausziehen, und wir mussten auch noch das Mikrofon abbauen, dass nichts kaputt geht. Wir hatten eben nur die zwei Stunden. Wir mussten um halb fünf da sein, damit keine Leute am Strand sind. Wir wollten niemand im Bild haben.
Johanna: Du sagtest vorher, dass ihn stets nur hinterhergeschlichen seid. Gab es eigentlich auch Szenen, wo ihr was arrangieren musstet oder wo du gesagt hast jetzt redet mal darüber oder geht mal dahin.
Alexandra: Es ist ein Interview, ich habe halt viele Fragen gestellt und sie hat sie mir beantwortet, auch vorbereitet. Wir hatten schon die ganze Woche immer wieder darüber gesprochen, über was sie nachdenken kann. Ich arbeite eigentlich immer so, dass ich viel Zeit dort vorbringe und einfach schaue, was sie immer machen. Dann weiß ich ungefähr, jeden Sonntag geht Xana mit den anderen Kindern an den Hof, dann kann ich auch dem Kameramann sagen filme dies bzw. jenes. Eigentlich ist es so, wenn man sich gut auskennt, braucht man nicht zu arrangieren.
Laura: Du hast selbst schon erwähnt, dass Ihr ziemlich lang auf dem Hof gewesen seid. Das wird wahrscheinlich auch einiges gekostet haben. Wie hast Du denn dein Filmprojekt überhaupt finanziert?
Alexandra: Also, am Anfang habe ich noch gearbeitet in meinem anderen Beruf, um dort hinzufliegen kann. Danach haben wir eine Crowdfunding-Kampagne gemacht. Es gibt im Internet viele Portale, dort kannst du dein Projekt einstellen, z.B. dass ich den Film über die Pferde machen möchte. Menschen, die Du kennst, die mich kennen, können jeder ein bisschen Geld geben; Fünf Euro, 15 Euro, 50 Euro, wieviel sie halt gerade dafür übrighaben. Und dann, am Schluss, wenn der Film fertig ist, bekommen sie für ihr Geld z.B. einen Link zum Film, eine DVD oder eine Eintrittskarte ins Kino bzw. zur Premiere. Damit habe ich den ersten Dreh finanziert. Danach kam eine Produzentin mit an Bord und hat sich gekümmert, dass wir mehr Geld bekommen.
Pauline: Warum hast Du aus dem langen Film den kurzen ausgekoppelt?
Alexandra: Lustigerweise haben wir die Kinderversion ganz am Anfang gemacht. Gleich am Anfang, weil er kompakt war mit den zwei Protagonisten, haben wir diesen zuerst geschnitten. Dann haben wir den Langfilm gemacht, und jetzt zum DOK.fest fertig gemacht und eingereicht.
Pauline: Aus diesem Grund müssen wir nochmal nachfragen, wie der Film endgültig heißen wird, da wir ja erst den Rohschnitt gesehen haben.
Alexandra: Ich glaube der bleibt so. Ich würde den Titel jetzt erst mal so lassen.
Johanna: Hast du schon ein neues Projekt vor, oder was kommt als nächstes?
Alexandra: Im Moment bin ich dabei in meiner Heimatstadt einen Film zu machen. Da sollen in den kommenden Wochen, eventuell schon nächste Woche, mehr als 5.000 Bäume und Gehölze gerodet werden wegen eines Käfers. Ich bin da nicht so einverstanden damit. Da engagiere ich mich gerade sehr, dass nicht so Viele gefällt werden, dass denke ich muss nicht so sein. Das ist ein Fehler. Aber ich bin bereit, mich zu engagieren.
Alle: Wir bedanken uns herzlich für das schöne Interview. Vielen Dank, dass Du dir Zeit genommen hast mit uns zu sprechen.
Alexandra: Mir hat es ebenfalls sehr gut gefallen.
Text und Interview // Matteo, Johanna, Laura und Paulina