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Jenny Jägerfeld

Der Schmerz, die Zukunft, (meine) Irrtümer und ich

Sie hat einen total individuellen Style, provoziert die Menschen in ihrer Umgebung, sägt sich schon mal im Kunstunterricht den Daumen ab – wo Maja ist, da herrscht Chaos. Die 17-Jährige wohnt bei ihrem Vater. Als sie am Wochenende ihre Mutter besuchen will, ist die nicht da. Anstatt die Polizei zu rufen, verbringt sie das Wochenende in der Wohnung und sucht nach Hinweisen. Sie denkt über ihre Mutter, ihr Leben und die Gesellschaft nach, lernt den Nachbars-jungen kennen und lieben – was angesichts der Situation ziemlich kompliziert ist …

Maja ist die Hauptfigur in Jenny Jägerfelds Roman „Der Schmerz, die Zukunft, meine Irrtümer und ich“. Die Autorin ist 1974 geboren, ihr Heimatland ist Schweden, sie ist Psychologin, hat den gelben Gürtel in Karate – und was sie zum Schreiben gebracht hat, das hat sie f79-Autorin Marie Dressel gefragt, die von dem emotionalen und gesellschaftskritischen Roman total begeistert ist.

© Henric Lindsten

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Mit sechs Jahren habe ich angefangen kleine Bücher zu schreiben und kleine Bilder dazu gemalt. Das hab ich gemacht, bis ich 14 war, weil ich als Kind ziemlich alleine war. Mit 15 habe ich mehr Dinge unternommen, habe mich oft mit Freunden getroffen, hatte meinen ersten Freund, hab angefangen Karate zu machen und lauter so Sachen. Da hatte ich dann nicht mehr viel Zeit zu schreiben.

Zehn Jahre später bin ich krank geworden, ich habe Rheuma bekommen, mir ging es wirklich schlecht. Ich wohnte in einem kleinen Haus in den Wäldern, es war also schwer, mich zu besuchen. Damals gab es kein Facebook, man konnte zwar E-Mails schreiben, aber das war‘s auch schon. Da habe ich dann wieder angefangen zu schreiben.

Haben Sie außer dem Schreiben noch andere Jobs, die Sie genauso gerne machen?

Ich arbeite zweimal die Woche als Psychologin, und die andere Zeit versuche ich zu schreiben. Schreiben als Vollzeitjob, das könnte ich nicht, und das würde vom Geld her auch nicht reichen.

Wie viel in Ihrem Buch ist autobiographisch?

Also im Grunde ist alles, was man schreibt, autobiographisch. Aber andererseits auch nicht, weil mir nichts davon wirklich passiert ist. Ich bin nicht so wie Maja. Aber alles, was Maja fühlt, ist ein Teil von meinen Gefühlen, meinen Gedanken.

 Was soll das bedeuten, dass sich Maja ständig verletzt? Ist sie selbstzerstörerisch?

Also ich denke, sie macht das nicht mit Absicht. Sie ist mit den Gedanken oft woanders, und dann passieren ihr solche Missgeschicke.

Maja will das Shirt ihres Lehrers reinigen, das durch einen Unfall im Kunstunterricht mit ihrem Blut beschmiert ist. Stattdessen zieht sie es an und schreibt drauf: „Ich kann meine Ängste verbalisieren.“ Was hat das zu bedeuten?

Am Anfang des Buches sagt ihr Vater, dass sie ihre Ängste nicht verbalisieren kann. Mit diesem blutigen Shirt will sie die Leute provozieren. Sie will sagen: „Ich kann sehr wohl meine Ängste verbalisieren, wenn ich will, aber niemand hört mir zu!“

Was wollen Sie den Lesern und Leserinnen mit dem Buch sagen?

Hm vielleicht, dass du eine starke junge Frau sein kannst, anders als die anderen sein kannst und nicht die ganze Zeit mit einem Strahlelächeln herumlaufen musst und so tun musst, als wäre alles gut. Außerdem, dass Freundschaft eine große Verantwortung mit sich bringt …  Also – ich habe keine pädagogische Aussage, aber wenn jemand etwas daraus lernen kann, ist das toll.

Vielen Dank für das Interview.

Text // Marie Dressel

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