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Die Saison ist in vollem Gange und auch wenn sich eine Führung herauskristallisiert, kann alles passieren.
Aber als ich im letzten Juniwochenende am Norisring den Audi TT-Cup als Teil der DTM besucht habe, waren kurz nach Saisonstart noch alle Optionen offen und ich habe nicht nur zwei ultra spannende Rennen gesehen sondern durfte hautnah dabei sein.
Was ist der Audi TT Cup?
Der Audi TT Cup ist eine Serie von Rennen für junge Talente aus der ganzen Welt. Seit 2015 können sich Nachwuchsfahrer auf dieser Plattform präsentieren und durch ihre Leistungen auf sich aufmerksam machen. Gerade wenn man sich noch keinen Namen in der Szene gemacht hat, bekommt man hier die Chance sich zu beweisen und wenn man richtig gut ist, gibt Audi die entscheidende Starthilfe für einen Aufstieg in die Profiliga. Dem Sieger oder der Siegerin winkt dann neben Ruhm und Ehre auch ein gesicherter Einstieg in die Profiliga. Aber auch wenn man nicht gewinnt, kann man einiges erreichen! Bei jedem Rennen könnte ein wichtiger Sponsor oder ein Talentscout im Publikum sein, der dir zum entscheidenden Durchbruch verhilft. So gesehen kann der Audi Cup ein wichtiges Sprungbrett in die Motorsportbranche sein.
Wie kann ich zum Audi TT Cup?
Wenn man als Kadermitglied starten möchte, muss man mindestens 16 Jahre sein und eine Lizenz haben. Eine Art Führerschein im Rennsport. Dann kann man sich bei Audi bewerben und muss sich bei einer Art Casting beweisen. Einen der 16 Plätze zu ergattern ist sehr anspruchsvoll, denn nur die besten 16 können eine Startnummer bekommen- und voriges Jahr waren es immerhin schon über 130 Bewerber. Unter anderem muss man mit Straßenautos gegen die anderen Teilnehmer in einem Rennen fahren. So können die Coaches schauen, wie man sich schlägt und ob man genug Potential besitzt, für diese anspruchsvollen Rennen. Gosia Rdest aus Polen konnte die Jury sowohl mit ihrem Können als auch im persönlichen Eindruck überzeugen.
Auch Dennis Marschall hat sich einen Platz im Kader sichern können, allerdings konnte er ohne Prüfung direkt in den Kader. Als kleiner Überflieger hat er schon seit er elf ist die internationalen Strecken mit seinem Kart unsicher gemacht. Letztes Jahr ist er dann vom Formelsport weg und zum Audi Cup um später mal in der DTM mitfahren zu können. Als Nachwuchstalent braucht man aber nicht nur Können um über die Piste zu brettern, sondern auch das vorgeschriebene Kapital von ungefähr 150 000 Euro. Das viele Geld kommt meist von Sponsoren, die man in der vorigen Karriere für sich gewonnen hat.
Um das Rennen herum
Von Einschreibegebühr wird jedem Starter im Kader der Audi TT inklusive den Rädern und zusätzlichem Material ein durchwechselndes Team von Mechanikern bereitgestellt. Bei jedem Wochenende hat man andere Mechaniker. So kann keiner behaupten, dass er durchgehend ungleiche Chancen hatte, bloß weil die zugeteilten Mechaniker schlecht waren. Vieles ist zwar vorgeschrieben aber der Fahrer kann zum Beispiel mit einem selbst ausgewählten Reifendruck seine Chancen verbessern. Gerade wenn man erfolgreich ist und bei so einer großen Sache wie dem Audi Cup mitmacht, können einem Reporter fiese Fragen stellen und viele Menschen interessieren sich plötzlich für dein Leben. Damit sich die Fahrer auch in der Öffentlichkeit gut repräsentieren können, bekommen sie genau aus diesem Grund ein umfassendes Medientraining. So vorbereitet kann eigentlich nichts schief gehen, außer man hat einen Crash im Training, im Qualifying oder gar im Rennen. Unfälle gehören aber dazu, sagt Markus Winkelhock, wenn man die mentale Stärke hat kann jeder das Risiko auf Verletzung so klein wie möglich halten. Markus Winkelhock ist einer der Coaches, der das Fahrerlager betreut. Er weiß wovon er spricht, denn er ist nicht nur langjähriger Fahrer sondern auch ein richtiger Experte im Rennsport. Markus hat schon einige wichtige Rennen gewonnen und ist derzeit auch mit dem Audi R8 LMS- quasi dem großen Bruder vom Audi TT- unterwegs. Deshalb hat er in unserem kleinen Gespräch auch betont, wie wichtig es ist, weder Verbissen noch zu relaxed zu sein. Unkonzentriertheit ist auch ein Feind jedes Fahrers. Wenn man nämlich mit über 200 Sachen auf einer kurvigen Strecke unterwegs ist, und mit dem Po fast auf Bodenhöhe sitzt, ist das Sichtfeld schon ziemlich eingeschränkt.
Was kann der Audi TT?
Bei einem kleinen Spaziergang auf dem Gelände um den Norisring herum kamen wir auch auf eine für Jeden zugängliche Gasse, in der alle Autos fein säuberlich in kleinen Garagen standen. Einer der Audis war extra zum Anfassen und ein netter, junger Mann hat erklärt, wie das Auto funktioniert. Optisch ist kaum ein Unterschied zum Straßenmodell nur die Innenausstattung ist nicht auf Komfort ausgelegt. Sicherheit hat oberste Priorität und deswegen gibt es einen Überrollkäfig. Diese Stangen verhindern, dass die Karosserie bei einem Überschlag oder Unfall gefährlich eingedellt wird.
Wenn man durch die Scheibe hinten im Kofferraum schaut, dann sieht man auch den Feuerlöscher und vorne kann man schon im Lenkrad die ganze Technik entdecken. Wenn man dann nach vorne geht kommt seitlich auch gleich eine LED-Anzeige (wofür die gut ist erkläre ich noch). Vorne angelangt, durfte ich mich wie einer der Fahrer fühlen und gleich die ganzen Knöpfe und Anzeigen durchsehen. Ähnlich wie bei einem echten Auto hat von einen Tacho und kann einstellen wie die Scheinwerfer leuchten sollen. Aber ein Knopf sticht besonders hervor: „der Push to Pass“- Button. Der ermöglicht die waghalsigen Überholmanöver, die ein Rennen so unglaublich spannend machen. Mit seiner Hilfe legt der Motor kurzfristig nämlich nochmal 30 PS zusätzlich drauf. In jedem Rennen kann man mindestens 15 dieser Powerups einsetzen und startet man weiter hinten kommen noch bis zu 3 dazu.
Das Rennen
Im freien Training können sich alle Fahrer nochmal auf der Strecke ein bisschen warmfahren und schauen ob die Einstellungen am Auto alle passen. Später am Vormittag kommen die 30 minütigen Qualifyings für die Rennen am Nachmittag. Aufgrund von zwei Rennen gibt es auch zwei Qualifyings. Aber pro Tag ein Qualifying und Rennen.
Interview mit Dennis Marschall
Dennis Marschall ist 19 Jahre alt und beim zweiten Mal beim Audi TT-Cup dabei. Am
Samstag habe ich kurz nach dem Rennen und seinem Sieg mit ihm sprechen können.
m80: „Dennis erstmals herzlichen Glückwunsch zu deinem Sieg. Offensichtlich bekommst du das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Wie geht’s dir nach dem Sieg heute?“
„Ja mir geht es super! Gerade weil das Rennen ziemlich schwierig war. Nachts ist Öl auf einem Teil der Strecke ausgelaufen und deshalb war überall Bindemittel verteilt. Und deswegen hatten wir anstatt 30 Minuten Qualifying effektiv nur 10 Minuten. Außerdem war es heute ja ziemlich heiß und im Cockpit ist das dann noch heißer. Die vielen Phasen mit dem Saftey-Car haben das Rennen auch nicht einfacher gemacht.
Ich musste aufpassen nicht von hinten überholt zu werden. Als Erster aus diesem Rennen rauszugehen fühlt sich jetzt noch toller an.“
m80: „Wie bist du überhaupt in den Audi TT-Cup gekommen und wie war das Casting für dich?“
„Zum Casting musste ich gar nicht. Ich habe denen so gut gefallen, dass ich direkt in den Kader kam“
m80: „Für dich läuft es in dieser Serie ja ziemlich gut. Für viele ist Rennfahrer ja ein Traumberuf kannst du dir das auch für dein Leben vorstellen?“
„Früher wollte ich immer in den Formelsport. Ich bin ja auch immer Cart gefahren aber seit dem Cup hier kann ich mir auch vorstellen später mal in der DTM Tour zu fahren. Also auch mit dem GT3, da fühl ich mich grade ganz wohl. Grundsätzlich denke ich von Jahr zu Jahr weil man ja nie genau weiß, wie sich alles entwickelt.“
Interview mit Markus Winkelhock
Markus ist Coach und gibt den jungen Talenten vom Audi TT-Cup wertvolle Tipps und ist durch seine Jahrelange Erfahrung im Rennsport, der ideale Ansprechpartner für den Nachwuchs.
1. m80: „Es bewerben sich ziemlich viele Jungs und Mädels um Teil des Audi TT-Cups zu werden. Natürlich kann nicht jeder an den Start gehen; wie filtert ihr denn die besten heraus?“
„Letztes Jahr wurden 130 Bewerber zu einem Rennen mit Straßenautos eingeladen.
Das war auch ziemlich schnell und die Jury konnte sehen wie die Einzelnen mit den Autos umgehen und wie talentiert sie tatsächlich sind. Danach wurden 50 von ihnen in die zweite Runde geschickt unter anderem mit einem Gespräch um einen persönlichen Eindruck zu gewinnen.“
m80: „Du bist ja der Coach. Wie machst du den Nachwuchs fit für die Rennen?“
„ Bevor die Saison beginnt fahren alle zusammen in ein Fitnesscamp im Allgäu in dem sie vor allem körperlich aber auch mental durch Trainer auf die Rennen vorbereitet werden. Die Betreuung meinerseits erfolgt ziemlich individuell, jeder braucht unterschiedlich viel. Mein spezieller Tipp ist immer, dass man keine Verbissenheit entwickeln darf, denn dann passieren Fehler und das Risiko auf Unfälle steigt. Aber zu relaxed ist natürlich auch nicht gut, Disziplin ist da das Stichwort Ehrgeiz ja aber kein Sieg um jeden Preis.“
m80: „Unfälle bringen uns zu nächsten Frage. Unfälle gerade bei so hohen Geschwindigkeiten wie sie in den Rennen üblich sind, sind ja nicht gerade ungefährlich. Wie unterstützt du den Nachwuchs, wenn sie einen Unfall hatten?“
„Jeder muss sich im Klaren sein, dass Unfälle dazugehören. Wie bei jedem Sport kann mal was passieren. Wenn man einen Crash hatte, muss man gleich weitermachen. Natürlich hat man immer ein Risiko, gerade bei hohem Tempo, aber man braucht die mentale Stärke um das Risiko auf einen potentiellen Unfall so gering wie möglich zu halten. Wenn man nicht zu übermütig ist, kann man alle Risiken im Zaum halten.“
Chris Reinke ist der GT-custom Projekt Leiter
m80: „Wie wichtig ist der Audi TT-Cup als Säule für den Audisport und die Nachwuchsförderung?“
„Der Audi TT-Cup bietet jungen Talenten eine fundierte Ausbildung im Segment des Rennsports und somit einen sehr guten Einstieg in die Branche des Rennsports. Zudem kann Audi sich als idealer Ausbildungspartner präsentieren und sich in seiner Rolle als ‚global Player‘ festigen. Denn nach der Ausbildung durch Audi folgt der Audi TT-Cup mit seinen zahlreichen Rennen und Entwicklungsmöglichkeiten und im Anschluss besteht für Einige die Option in den GT aufzusteigen“
m80: „Wie unterstützt Audi seine Talente bei der Sponsorensuche?“
„Wir bieten als global Player und internationales Unternehmen unseren Fahrern gerade mit der Teilnahme am Cup sich im besten Licht zu präsentieren und die ideale Plattform so Sponsoren auf sich aufmerksam zu machen.“
(auf Nachfrage ob Audi seine Talente aktiv unterstütze fügt Chris hinzu:) „Eigeninitiative ist gefragt da wir die Plattform bieten und erwarten, dass sich unser Nachwuchs den Erfolg selbst erarbeitet und die Aufmerksamkeit optimal für sich zu nutzen weiß.“
m80: „Bei Rennen kommt es immer wieder zu Unfällen und Rennautos sind ja nicht billig. Gerade wenn ein anderer Fahrer am Schaden ist kommt dann seine Versicherung finanziell für den Schaden auf oder Audi?“
„Im normalen Straßenverkehr gilt ja die Straßenverkehrsordnung(STVO), diese ist bei uns ausgesetzt. Sonst wären die Rennen überhaupt nicht möglich. Grundsätzlich gilt bei unseren Veranstaltungen eine Selbstbeteiligung. Das heißt, auch wenn man den Unfall nicht zu verantworten hat, muss man die Kosten tragen.“
Text und Interviews // Michaela Dehoff