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Interview mit Virginia Ernst

Der folgende Artikel von Helena Schwesinger ist aus einem m80-Redaktions-Workshop entstanden.


 

Sie ist Österreichs meistgespielte Künstlerin, ihre Songs stürmen regelmäßig die Charts. Vor ihrer Musikkarriere spielte Virginia Ernst außerdem jahrelange professionell Eishockey. m80 hat mit der sympathischen Sängerin über über ihre neue Single „Lay down“, Vorbilder und ihre Heimat Österreich gesprochen.

Vor deiner Karriere als Sängerin warst du professionelle Eishockey-Spielerin. Wie bist du auf die Musik gekommen?

Ich bin sehr musikalisch groß geworden, mein Vater ist selbst Musiker. Ich war immer sehr musikalisch und konnte mich darüber gut ausdrücken. Wirklich zur Musik gekommen bin ich dann aus Herzschmerz in Schweden.

2014 hast du deine erste Single „Rockin’“ veröffentlicht, die sieben Wochen auf Platz zwei der österreichischen Charts war. Hättest du das jemals erwartet?

Nein, auf keinen Fall. Ich hatte eigentlich mit Absagen und schlechten Chartplatzierungen gerechnet. Nach dem Videodreh für „Rockin’“ hat das Ganze dann angefangen zu explodieren. Ich habe dann meine ersten Fans gehabt, meine ersten Konzerte gespielt. Das war wie ein Traum. Für Platz eins hat es zwar leider nicht gereicht, aber dafür ging dann meine nächste Single“Soldier“ nach ganz oben. Dieser große Erfolg war sehr motivierend und emotional für mich, vor allem weil ich ja aus dem Leistungssport gekommen bin und keine Erfahrung in der Musikbranche hatte.

Wie war es das erste Mal deinen eigenen Song im Radio zu hören?

Das kann ich gar nicht richtig beschreiben, aber es war echt cool und richtig schön,weil ich so viel Herzblut da rein investiert habe und das dann mit Leuten teilen konnte, denen das auch richtig gefallen hat.

Vor kurzem ist deine neue Single „Lay down“ erschienen. Wie lange hast du darauf hingearbeitet?

Die erste Idee zu dem Song kam mir zusammen mit meiner Frau auf einer Geburtstagsfeier vor einem Jahr. Da haben wir uns einfach die Gitarre genommen und drauflos gejammt. Im Februar wurde er dann produziert und wir haben das Musikvideo dazu gedreht.

© Ben Leitner

Wie ist die Resonanz bis jetzt?

Der Song ging ja gleich in die Charts und meinen Fans gefällt der neue Song sehr! Sie sagen sogar, ‚Das ist der Sommersound 2018‘, was mich natürlich riesig freut!

Letztes Jahr ist dein erstes Album „One“ erschienen. Arbeitest du momentan an einem zweiten?

Ein zweites Album ist auf jeden Fall geplant, das wird aber noch eine Zeit lang dauern. Für das erste habe ich drei oder vier Jahre gebraucht und auch diesmal möchte ich mir bei dem Stil der Lieder und auch dem Produzenten und dem Plattenlabel sehr sicher sein.

Schreibst du deine Songs alleine oder hast du jemanden, der dir dabei hilft?

Helfen ist, glaube ich, etwas übertrieben. Das Grundgerüst schreibe ich immer alleine, die Melodie und die Texte denke ich mir also selbst aus. Manchmal hole ich mir auch einen Co-Autor dazu, der mit mir den Song noch einmal durchgeht, aber die Idee entwickle ich immer selbst.

In welchen Situationen kommen dir die Ideen für einen neuen Song?

Das ist immer unterschiedlich. Manchmal sitze ich im Auto und mir kommt plötzlich die „Urmelodie“ in den Sinn. Ich zücke dann gleich mein Handy und singe da rein. Aber in den meisten Fällen ist es morgens nach dem Aufstehen. Da setze ich mich dann auch manchmal mit meinem Kaffee hin und schreibe ein neues Lied.

Österreich hat einige bekannte Musiker. Könntest du dir vorstellen, mal mit einem von ihnen zusammenzuarbeiten?

Ja klar! Ich habe dieses und letztes Jahr eine Veranstaltung zum Weltfrauentag gemacht, bei der ich mit vielen bekannten Sängerinnen wie Conchita Wurst und Ina Regen auf der Bühne gestanden habe. Es ist immer wieder etwas sehr Cooles, mit solchen erfolgreichen Sängerinnen aufzutreten.

Was hättest du vor zehn Jahren gedacht, wie dein Leben zehn Jahre später, also heute, aussieht?

Wahrscheinlich Eishockey-Spielerin oder Trainerin in der NFL (lacht). Ich hätte jedenfalls nicht gedacht, dass es so kommt, wie es jetzt ist.

Du hast vier ältere Geschwister. Haben die alle einen so verrückten Lebensweg eingeschlagen?

Schwer zu sagen. Ich bin der Familie immer diejenige gewesen, die den Ehrgeiz hatte und das, was sie sich erträumt hat, auch immer haben wollte. Meine Geschwister haben auch nie Leistungsport betrieben und auch musikalisch bin ich die Einzige, die in die Fußstapfen unsres Vaters getreten ist. 

Du kommst ja aus Österreich. Was gefällt dir an deiner Heimat? Worauf bist du stolz?

Ich bin sehr stolz auf unsere klassische Musik. Wenn man nach Salzburg oder Wien kommt merkt man den österreichischen Charme, der mir sehr gefällt. Auch auf unseren Dialekt bin ich stolz. Und der österreichische Kaffee ist einfach der Beste! (lacht)

Was gefällt dir nicht?

Was ich an Österreich nicht mag, ist dieses ständige Nörgeln, motschgen wie man bei uns sagt. Die Leute gönnen einander nichts, was wirklich sehr schade ist. Den Österreichern fällt es auch sehr schwer, an sich selbst zu glauben, vor allem in der Musikszene.

Die Telekom hat vor kurzem ein groß angelegtes Projekt gestartet, um einen Straßenmusiker aus Deutschland zu fördern. Wie siehst du solche Projekte?

Cool!!! Ich wusste gar nicht, dass die Deutschen das machen. Bei uns in Österreich gibt es so etwas nicht. Vielleicht sollte ich das mal anstoßen? Ich mag das, wenn man Leute fördert, die keinen Kontakte haben.

Vor kurzem ist der Musikproduzent und DJ Avicii gestorben. Spürst Auswirkungen davon in deinem Künstlerleben?

Ich habe ihn zwar nicht persönlich gekannt, aber natürlich hat mich sein Tod getroffen. Ich habe ja selber einen engen Bezug zu Schweden, da ich dort auch drei Jahre gelebt habe. Als ich seine Songs „Wake me up“ und „Levels“ das erste Mal gehört habe, dachte ich mir ‚Einfach geil!!‘

© Ben Leitner

Nach Aviciis Tod wurden ja Vorwürfe, vor allem gegen seinen Manager, laut, dass die Musikbranche zu hart sei. Stimmt das?

Das kann man so oder so sehen. Wenn sich eine Platte gut verkauft, verdient natürlich auch der Manager daran. Deswegen ist der logischerweise auch darauf aus, dass die Songs erfolgreich sind. Aber allein am Manager würde ich das nicht festmachen.

Wie sind die Möglichkeiten für junge Musiker, speziell in Österreich?

Um ehrlich zu sein nicht besonders gut. Die Leute belächeln einen als Musiker immer ein wenig. Es ist hier verdammt schwierig, neue Musik auf den Markt zu bringen.

Hast du Vorbilder?

Musikalisch war immer P!nk mein großes Idol, weil sie sich auch immer für Frauenrechte und Gleichberechtigung eingesetzt hat. Außerdem mag ich Ed Sheeran, der ja als Straßenmusiker bekannt geworden ist.

Du bist selbst für viele ein Vorbild. Siehst du dich in der Verantwortung, dich deswegen auf eine bestimmte Weise zu verhalten?

Ja, definitiv. Natürlich sollte man nicht sturzbetrunken draußen auf der Straße rumlaufen, aber das würde ich eh nicht machen. Aber in meinen Liedern und auch vor der Presse nehem ich kein Blatt vor den Mund und ich glaube, den Leuten gefällt das auch. Ich verstelle ich auf der Bühne nicht und sage dort die selben Sachen, die ich zuhause auch sagen würde.

Was ist das Wichtigste, was du deinen Fans mitgeben willst?

Ehrlichkeit und dass man alles erreichen kann wenn man es wirklich will und hart dafür arbeitet.

Interview // Helena Schwesinger

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