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Unser Leben mit der Musik

Musiker als Beruf? Für die meisten scheint dies eine nicht sehr aussichtsreiche Zukunft zu bedeuten. Viele gehen von einem sehr einseitigen Berufsbild aus. Doch tatsächlich hat man als Musiker unzählige Möglichkeiten, sein Hobby zum Beruf – oder auch nur zum Nebenberuf – zu machen und damit sein Geld zu verdienen.

Um das zu beweisen, habe ich mich auf die Suche nach verschiedenen Personen, deren größtes Hobby die Musik ist, gemacht und mit ihnen über das Thema gesprochen. In den einzelnen Interviews haben mir die drei Musiker über ihre Ansichten und vor allem ihre eigenen Erfahrungen berichtet.

© Kuzmafoto, Agnes Jackl, JB’S FIRST

Musiklehrerin an einem Gymnasium:

Romy Lahusen ist Musik- und Deutschlehrerin am Gymnasium und unterrichtete teilweise auch Klavier. Sie hat bereits mit vier Jahren auf ihren eigenen Wunsch hin begonnen, Klavier zu lernen. Dann besuchte sie ein musisches Gymnasium, lernte in der Zeit noch Geige und Cello und schließlich war Musik eines ihrer schriftlichen Abiturfächer. Mittlerweile fehlt der Lehrerin die Zeit für mehrere Instrumente, sie ist froh, wenn sie Zeit findet, Klavier zu spielen. Dass die Musikerin dieses Hobby zu ihrem Beruf machen wird, war für sie selbstverständlich. Schon seit der achten Klasse wollte sie Schulmusik studieren. Unter anderem auch deshalb, da sie die Musik in ihrem Leben haben, aber auch Zeit für Familie oder ähnliches haben wollte.

Während des Abiturs kamen dennoch Zweifel auf und sie hätte sich beinahe für ein Medizinstudium entschieden, was jedoch an der Biologienote scheiterte.

Die heutige Lehrerin hatte nie das Ziel, Solopianistin zu werden. Ihr Klavierstudium in Hamburg, das sie nach dem Schulmusikstudium aus eigenem Ehrgeiz begonnen hatte, hat sie bald abgebrochen. Sie blieb in München und studierte stattdessen Deutsch als weiteres Unterrichtsfach. Ihr war sehr schnell bewusst, dass man, um als Pianist erfolgreich zu sein, „nahezu ein Genie sein muss“, der regelmäßige Verdienst fehlen würde und der Job für sie zu nervenaufreibend und anstrengend wäre: Als Pianist „tritt man nicht einmal in einem Viertel Jahr auf, weil man Lust dazu hat, sondern man muss ständig parat sein. Man hat seine Verträge und muss spielen.“

Zu ihren Aufgabenbereichen als Gymnasiallehrerin zählen heute der Musikunterricht, wenige Stunden im Fach Deutsch und die Leitung des Schulorchesters und -chores. Als ihre Tochter sehr klein war, hat sie weniger an der Schule unterrichtet, dafür aber privat einigen Klavierschülern Unterricht gegeben.

Bis heute ist Romy Lahusen überzeugte Musiklehrerin. Der Beruf birgt aber auch Schwierigkeiten, wie sie zugeben muss: Als sehr guter Musiker muss man für Schulmusik sein Niveau oft sehr herunterschrauben und man sollte sich darüber im Klaren sein, dass es immer einen Teil der Schüler gibt, die nicht so  interessiert sind wie man selbst. Man muss zufrieden sein mit der Leistung der Schüler und darf nicht zu viel erwarten. Erst privat hat man die Möglichkeit, für sich selbst und auf dem eigenen Niveau Musik zu machen. Die Lehrerin ist auch deshalb noch immer so glücklich mit ihrer Entscheidung, da es ihr gelungen ist, das zu unterscheiden. Sie erzählt selbst: „Ich freue mich auch, wenn mein Chor bloß zweistimmig singt. Dann bin ich trotzdem glückselig, wenn ich sehe: sie haben schön gesungen und alle sind glücklich.“

© Kuzmafoto, Agnes Jackl, JB’S FIRST

Wenn man es schafft, diesen Schnitt zwischen der Musik in der Schule und seinem eigenen Musizieren zu machen, „ist es ein wunderschöner Beruf“. Die Musiklehrerin hat das geschafft: Das Unterrichten sieht sie als ihren Beruf, das Klavierspielen jedoch bleibt weiterhin ihr Hobby.

Das Schönste an der Musik ist für die Lehrerin „die gemeinsame Freude, wenn alle miteinander musizieren und man spürt, dass dabei alle glücklich sind“. Wenn sie alleine Klavier spielt: „ist es die Entspannung, weil ich bei der Musik träumen kann, in einer anderen Welt bin und vom Alltag wegkommen kann“. Auch der eigene Erfolg spielt für Musiker ihrer Meinung nach immer eine Rolle. Was ist es für ein schönes Gefühl bei einem Auftritt, für den man lange geprobt hat und sich vielen Herausforderungen gestellt hat, endlich zu zeigen, was man kann und danach den Applaus zu genießen.

In der nächsten Ausgabe erfahrt ihr etwas über einen jungen Musiker, der zwar in der Unternehmenskommunikation arbeitet, nebenbei sein Geld aber noch durch Auftritte und Aufnahmen mit der eigenen Band verdient…

© Kuzmafoto, Agnes Jackl, JB’S FIRST

Nebenberuflich erfolgreich mit der eigenen Band:

Einen ganz anderen Weg als die Musiklehrerin Romy Lahusen, über die in der letzten Ausgabe berichtet wurde, hat der Gitarrist und Saxophonist Patric Eckstein gewählt. Der Musiker hat gerade sein Studium abgeschlossen und beginnt nun in der Unternehmenskommunikation zu arbeiten.

Sein Interesse für Musik hat er bereits früh entwickelt. Durch seinen Vater, der eine eigene Band hatte, ist er zum Musizieren gekommen.

Heute ist er Mitglied der Band JB´S FIRST. Die Gruppe hat sich schon vor 14 Jahren zusammengefunden, nachdem Patric die zwei Sängerinnen, die zu Beginn in der Band waren, kennenlernte.

Sie begannen gemeinsam Musik zu machen und nach und nach kamen noch die anderen Bandmitglieder hinzu. JB´S FIRST hat bereits über 300 Auftritte gegeben und mittlerweile sogar in Eigenproduktion drei Alben veröffentlicht. Die Band spielt ausschließlich ihre eigenen Songs.

Gerade das ist aber eine große Herausforderung: Für die Musiker von JB´S FIRST ist nicht nur das Produzieren der Musik, sondern vor allem auch das Management oft sehr zeitaufwendig. Für Patric bleibt teilweise viel zu wenig Zeit für die Musik selbst, da er auch die Rolle des Managers zu übernehmen hat. Dennoch zählt die Musik für ihn eindeutig als Hobby (auch wenn es schon als Nebenberuf bezeichnet werden kann), weshalb ihm auch die damit verbundene Arbeit Spaß macht.

Obwohl Patric einmal überlegt hat, hauptberuflich Musiker zu werden, hat er die Idee sehr schnell wieder verworfen, um seine eigene Musik machen zu können und nicht etwa ein Covermusiker werden zu müssen. Auch durch seinen Vater hat er gemerkt, dass es in Deutschland sehr schwer sein kann, mit der eigenen Musik Erfolg zu haben. Somit hat er sich dazu entschieden, das Musizieren weiterhin als sein Hobby zu betreiben, um nicht so großem Druck ausgesetzt zu sein.

Um als Musiker Erfolg zu haben, muss man nicht unbedingt Musik studiert haben, bestätigt Patric. Für klassische oder Jazz-Musiker ist ein Musikstudium durchaus von Vorteil. Jedoch ist er sich sicher, dass man auf beiden Wegen erfolgreich sein kann. Ein studierter Musiker hat fundierte Grundlagen und kann dadurch bei der Arbeit um einiges schneller sein. Patric selbst sagt über das Schreiben eines Songs: „Man denkt überhaupt nicht darüber nach, wie etwas passiert, es passiert einfach.“ Man könnte also behaupten, dass in seinem Fall die Fantasie noch einen größeren Spielraum hat, als mit dem Hintergrund einer akademischen Ausbildung. Es ist dem leidenschaftlichen Musiker deutlich anzumerken, dass ihm sein „Nebenjob“ sehr am Herzen liegt.

Für den Gitarristen und Songwriter ist das Schönste am Musik machen die Selbstverwirklichung. Deshalb legt er auch so großen Wert auf seine eigene Musik. So könne er „kreativ sein und nicht nur etwas repitieren oder kopieren, sondern wirklich etwas eigenes schaffen und produktiv sein“. Er hat dann keinerlei Verpflichtungen und kann in der Musik genau das machen kann, was er gerne will.

In der nächsten Ausgabe könnt ihr etwas über einen Schüler lesen, dessen größtes Ziel es ist, Orchestermusiker zu werden…

© Kuzmafoto, Agnes Jackl, JB’S FIRST

Wunschberuf Orchestermusiker:

Anders als der Bandmusiker Patric Eckstein, um den es in der letzten Ausgabe ging, will Adam Ambarzumjan hauptberuflich Musik machen. Der 19-jährige besucht die zwölfte Klasse eines Gymnasiums und ist Jungstudent am Leopold-Mozart-Zentrum an der Universität Augsburg. Sein Ziel ist es, Berufsmusiker zu werden und er ist auf einem guten Weg dorthin.

Der Schüler kam wie viele andere Kinder durch die musikalische Früherziehung in Kindergarten und Grundschule zur Musik. Nach ein paar Jahren begann er Klarinette zu lernen. Auch durch seine Eltern, die selbst viel musizierten, wurde Adam schon früh beeinflusst. „Wenn die nicht gewesen wäre, hätte sich das nicht in diese Richtung entwickelt“, sagt er selbst. Nach zehn Jahren spielt er noch immer Klarinette und lernt außerdem noch Klavier, da dies für das Musikstudium als Nebeninstrument notwendig ist.

Neben den Vorbereitungen auf das Abitur besucht der junge Musiker einmal in der Woche die Uni Augsburg, wo er Praxisunterricht erhält. Gleichzeitig spielt der Klarinettist fast wöchentlich auf Konzerten. Jeden Samstag ist er deshalb in den Probenräumen der Bayerischen Staatsoper. Dort probt er mit dem ATTACCA-Jugendorchester des Bayerischen Staatsorchesters. Er spielt außerdem in einem Symphonieorchester und in dem Jugendensemble für Neue Musik, JUMBLE, was ihm durch den guten Ausgleich zur klassischen Musik viel Spaß macht. Abgesehen davon ist Adam Mitglied im Schulorchester und hilft oft in dem Orchester seiner Heimatstadt Grafing aus. Die Proben, das „Studium“ und die Schule unter einen Hut zu bringen, ist für den jungen Musiker normalerweise kein Problem. Jedoch kann er teilweise für die Schule nur etwas weniger lernen, da die Zeit nicht reicht. Das wirkt sich manchmal auch auf seine Leistungen aus.

© Kuzmafoto, Agnes Jackl, JB’S FIRST

Der Schüler wird sein Abitur dennoch mit einem guten zweier-Schnitt bestehen, womit er durchaus zufrieden ist. Er kann im Grunde genau so ein Leben führen, wie es andere Jugendliche in seinem Alter auch tun, nur bleibt für andere Hobbys neben der Musik kaum Zeit. Wenn man die Musik zu seinem Beruf machen will, ist es wichtig, dass man auch die nötige Zeit investiert. Das Üben kann sehr zeitaufwändig sein und andere Sachen müssen dafür oft in den Hintergrund treten. Das ist für den Jungstudenten jedoch nicht schlimm, da die Musik sein größtes Hobby ist.

Adams nächstes Ziel ist das Bestehen der Aufnahmeprüfung für Klarinette, anschließend seinen Bachelor und Master zu machen und danach zu sehen, was es als Berufsmusiker für ihn an Möglichkeiten gibt (beispielsweise in welchem Orchester er spielen könnte).

© Kuzmafoto, Agnes Jackl, JB’S FIRST

Für den Schüler ist klar, dass er Berufsmusiker werden möchte. Das jedoch erst seitdem er 16 Jahre alt ist. Die Idee entwickelte sich langsam, nachdem Adam oftmals bei „Jugend musiziert“ teilgenommen hatte. Dort machte er die ersten Male mit, ohne im Hinterkopf zu haben, dass er Berufsmusiker werden oder Musik studieren möchte. Erst später kam ihm diese Idee, dann steigerten sich selbstverständlich auch sein Ehrgeiz und dadurch die erzielten Preise. Durch einen der Professoren, die bei „Jugend musiziert“ in der Jury sitzen, fand er schließlich seinen Weg an die Hochschule und hat nun bei diesem Unterricht. Ein besonderes Vorbild hat der Musiker nicht. Er hat bestimmte Ziele, die seiner Meinung nach auch wichtiger sind, „da man seinen eigenen Weg finden muss und sich selbst entwickeln und nicht einem Vorbild nachmachen sollte“. 

Das ist seiner Ansicht nach nicht der richtige Weg, weil man nur frustriert wäre, wenn es dann nicht klappt. Für ihn ist wichtig, seine Ziele und seine Zukunft im Kopf zu haben.

Adam hat auch nach den vielen Jahren noch sehr viel am Spaß Klarinette-Spielen, er ist seinen Eltern sehr dankbar, dass sie ihm immer die Möglichkeit gegeben haben, das zu tun. Dadurch, dass die Musik sein wichtigstes Hobby ist und er nun weiß, dass er dieses zu seinem Beruf machen und damit sein Geld verdienen kann, macht es ihm noch mehr Spaß. Auch der Druck oder gar die große Konkurrenz, die es in der Musikwelt durchaus gibt, bereiten ihm keine Sorgen. Dadurch würde er nur mehr motiviert.

Das Schönste für den jungen Musiker an der Musik und am musizieren ist „die Freiheit und die Interpretation. Man kann eigentlich machen was man will, man kann die Musik so fühlen und so spielen, wie es einem gefällt und wie man sie selbst sieht.“

Text // Agnes Jackel

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