Anonym und ohne Möglichkeit der Rückverfolgung: B2gether ist eine Onlineberatungsplattform, auf der Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren aus Freiburg sowie den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald ihre Sorgen und Probleme äußern können und Hilfe durch ausgebildete Berater bekommen. Alles unter dem Schutzmantel der Anonymität. So bleibt die Hemmschwelle niedrig und die Variation der Themen breit.
Im Juli 2020 ist B2gether ein Jahr alt geworden. „Wir dachten anfangs, wir wären gescheitert, weil es nicht so richtig anläuft“, berichtet Christiane Nübel, Projektkoordinatorin und Beraterin über das Projekt, das sich noch im Aufbau befindet. „Mittlerweile wissen wir aber, dass es sogar echt gut läuft.“ Wie die Berater sind auch die Ratsuchenden in ihrer Anonymität streng geschützt. Es gibt fünf – weibliche oder männliche – Berater, alle haben ein abgeschlossenes Masterstudium und eine Weiterbildung für die Onlineberatung.
Finanziert wird die Plattform durch Aktion Mensch, durchgeführt von In Via, dem katholischen Verband für Mädchen- und Frauenarbeit in der Erzdiözese Freiburg. Die Idee dahinter: Jugendliche dort abholen, wo sie sich hervortrauen – im Online-Bereich. „Wir wollen jungen Menschen, die nicht so viel Kontakt zu anderen haben, die Möglichkeit bieten, zum Beispiel über den B2-Treff oder eine Face-to-face-Beratung in die reale Interaktion mit anderen zu treten“, sagt Nübel.
Der erste Treff wurde im August 2019 angeboten, wann der nächste stattfindet, ist unklar, bisher mache ihnen Corona einen Strich durch die Rechnung. Die Ratsuchenden sind in ihrer Anonymität ebenfalls streng geschützt. Die Jugendlichen können zwischen einem Mailkontakt, einem Chat mit einem Berater oder einem Gruppenchat zum Austausch mit anderen wählen. Jeweils nur unter Angabe des Wohnorts und ungefähren Alters.
„Die IP-Adressen werden von uns nicht nachverfolgt, auch wenn schwierige Beratungsthemen wie Suizidalität auftreten“, erklärt die 32-Jährige. Sonst herrsche oft Hemmung, sich Hilfe zu holen. Die Themen, die von den Jugendlichen angesprochen werden, sind bunt gemischt. „Das reicht von fehlenden Zukunftsaussichten über Gewalterfahrungen bis hin zu psychischen Belastungen“, so die Projektkoordinatorin. Eine Person hätte sich etwa Sorgen um ihr Essverhalten gemacht, ein Kollege hätte einen Fall bearbeitet, bei dem erst im Laufe eines längeren Kontakts herausgekommen sei, dass es sich bei dem Problem um Gewalt in der Familie handle. „Es braucht viel Mut, darüber zu sprechen. Solche Themen werden oft erst im Laufe der Beratung angesprochen.“ Deshalb gebe es bei ihnen auch das Motto: „Schreib, was du nicht sagen kannst.“
Seit Jahresbeginn habe es etwa zwanzig Erstanfragen gegeben. Trotz der relativ geringen Zahl geht die Beraterin davon aus, dass die Hemmschwelle, sich mit Problemen an B2gether zu wenden, niedriger sei als bei anderen Angeboten. „Die Jugendlichen wissen oft gar nicht, ob ihre Probleme wichtig genug sind, um Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ Das seien sie aber alle. „Generell arbeite ich mit systemischen Beratungsmethoden. Das heißt, dass die Lösung im Ratsuchenden liegt. Ich stelle hauptsächlich Fragen und helfe, Antworten zu finden.“ Außerdem bestehe ein Teil ihrer Arbeit daraus, an die richtigen Beratungsstellen weiterzuleiten. Etwa an U25 bei Suizidgedanken, an Wendepunkt bei der Erfahrung von sexuellem Missbrauch oder an die Psychiatrie in der Hauptstraße.
Text // Liliane Herzberg