Schlank um jeden Preis? Wie TikTok & Co. Essstörungen verstärken

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Hast du schon einmal von „SkinnyTok“ oder dem „Skinny Girl Mindset“ gehört? Was auf Social Media zunächst harmlos klingt, kann im echten Leben hochproblematisch sein. Schlanksein wird zu einer Challenge gemacht – und zur scheinbaren Tugend. Für viele Jugendliche ist dieser Druck eine stille Belastung. Auf Dauer kann er nicht nur das Selbstbild verzerren, sondern auch die psychische Gesundheit gefährden.

Kein Wunder also: Immer mehr junge Menschen entwickeln ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper. Die Folge: Essstörungen nehmen zu – und das nicht nur vereinzelt, sondern in alarmierendem Ausmaß.

Die falschen Vorbilder auf Social Media

Influencer zeigen in ihren Videos, wie sie früh aufstehen, gesunde Mahlzeiten zubereiten, Sport treiben – und dabei scheinbar mühelos dem Ideal eines perfekten Körpers entsprechen. Der Subtext: Wer sich nur genug anstrengt, kann ebenso aussehen.

Was dabei oft ausgeblendet wird: Filter, Retusche und gezielte Inszenierung. Die präsentierten Bilder haben mit der Realität oft wenig zu tun. Für Jugendliche entsteht dennoch der Eindruck, mithalten zu müssen. Der ständige Vergleich mit einem unerreichbaren Schönheitsideal kann gravierende Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und die eigene Körperwahrnehmung haben.

Essstörungen: Ein wachsendes Problem unter Jugendlichen

Experten warnen seit Jahren: Soziale Medien können Essstörungen begünstigen. Eine Auswertung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) zeigt, dass die Zahl der diagnostizierten Essstörungen bei Jugendlichen zwischen 2019 und 2023 deutlich gestiegen ist – besonders bei Mädchen.

Die ständige Konfrontation mit bearbeiteten Körperbildern und schlankheitsbezogenen Inhalten setzt viele junge Menschen unter Druck. Der Übergang von Unsicherheit zu Krankheit ist oft fließend.

Psychologin Franziska Klemm von der KKH bringt es auf den Punkt:

„Je mehr Zeit Jugendliche in sozialen Medien verbringen, desto größer ist das Risiko, dass sie unzufrieden mit ihrem Körper werden und Essstörungen entwickeln.“

Was sind Essstörungen?

  • Magersucht (Anorexie): Eine extreme Einschränkung der Nahrungsaufnahme, die zu einem gefährlich niedrigen Körpergewicht führen kann.
  • Bulimie: Wiederkehrende Essanfälle, gefolgt von Erbrechen oder der Einnahme von Abführmitteln, um das Gewicht zu kontrollieren.
  • Binge-Eating-Störung: Unkontrolliertes Essen in großen Mengen, ohne kompensierende Maßnahmen – häufig verbunden mit starkem Leidensdruck und Gewichtszunahme.

Essstörungen sind ernsthafte psychische Erkrankungen – keine Lifestyle-Entscheidung

Das sind Hilfsangebote:

  • Infotelefon Essstörungen: Kostenlose Erstberatung & Vermittlung zu Therapie­angeboten; Telefonnummer: 0221 892031 (Mo–Do 10-22 Uhr, Fr–So 10-18 Uhr).
  • Nummer gegen Kummer: Kinder- & Jugendtelefon (anonym und kostenlos): 116 111 (Mo–Sa 14-20 Uhr).
  • Elterntelefon: Beratung bei Sorgen um Kinder / Jugendliche: 0800 111 0 550 (Mo–Fr 9-17 Uhr, Di + Do 17-19 Uhr).
  • krisenchat.de: Rund-um-die-Uhr WhatsApp/SMS-Chat für alle unter 25 Jahren (anonym und Kostenlos): Klicke HIER.

Warum Jugendliche besonders gefährdet sind

Die Pubertät ist eine Phase intensiver körperlicher und emotionaler Veränderungen. Gerade jetzt sind junge Menschen besonders empfänglich für äußere Einflüsse. Der Wunsch dazuzugehören, sich mit anderen zu messen und den eigenen Platz zu finden, ist groß. Und soziale Medien verstärken diesen Druck zusätzlich.

Vor allem Mädchen nehmen sich Schönheitsideale zu Herzen. Sie vergleichen sich, bewerten sich und entwickeln in manchen Fällen ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper. Umso wichtiger ist es, sich mit diesen Mechanismen bewusst auseinanderzusetzen und sie zu hinterfragen.

Was helfen kann

  • Weniger Social Media, mehr Realität: Digitale Pausen entlasten.
  • Vorbildwahl hinterfragen: Wer vermittelt ein gesundes Körperbild? Wer nicht?
  • Gespräche suchen: Unterstützung von Eltern, Freunde und Lehrkräften kann stabilisieren.
  • Kritisch bleiben: Nicht alles, was perfekt wirkt, entspricht der Realität.

Schlussgedanke

Die steigende Zahl von Essstörungen unter Jugendlichen ist ein ernstzunehmendes Warnsignal. Es handelt sich nicht um ein individuelles Problem, sondern um eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Plattformen, Elternhäuser, Schulen und die Politik müssen gemeinsam Verantwortung übernehmen. Auch die Betreiber sozialer Netzwerke stehen in der Pflicht, gefährliche Inhalte besser zu regulieren.

Denn: Gesundheit darf nicht dem Ideal der Perfektion geopfert werden.

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