Schule fertig – und dann? Jeder Fünfte will erstmal jobben

Gärtnerin mit langen Haaren, die eine Schubkarre in einem Gewächshaus schiebt, umgeben von Pflanzen.
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Was planst du nach dem Schulabschluss? Eine Ausbildung? Ein Studium? Oder willst du erstmal arbeiten gehen? Laut der Jugendstudie Ausbildungsperspektiven 2025 der Bertelsmann Stiftung möchte jeder fünfte Schüler in Deutschland nach der Schule erst einmal arbeiten, statt eine Berufsausbildung zu beginnen. Besonders häufig trifft das auf Schüler mit niedrigem Bildungsniveau zu.

Die Studienautoren sehen diesen Trend kritisch: Er könnte dazu führen, dass die Zahl junger Menschen ohne Berufsabschluss weiter steigt mit ernsten Folgen für die Jugendlichen selbst und den Arbeitsmarkt.

Ausbildung ist beliebt – aber nicht für alle greifbar

Die gute Nachricht: Ausbildung bleibt beliebt. Laut der Studie:

  • 43 % der befragten Schüler streben eine Ausbildung an,

  • 40 % möchten auf jeden Fall studieren,

  • über die Hälfte kann sich vorstellen, zunächst arbeiten zu gehen,

  • und 19 % haben das sogar fest vor.

Fast neun von zehn Befragten mit niedriger Schulbildung können sich grundsätzlich vorstellen, eine Ausbildung zu machen, aber mehr als ein Drittel hat Angst, keinen Ausbildungsplatz zu bekommen.

Risiken für Beruf und Zukunft

Die Studienautoren warnen davor, die Entscheidung gegen eine Ausbildung zu unterschätzen. Denn: 2023 hatten rund 19 Prozent der 20- bis 34-Jährigen keinen Berufsabschluss. Das waren 2,86 Millionen Menschen. Gleichzeitig fehlten bundesweit mehr als 570.000 qualifizierte Arbeitskräfte.

Helen Renk, Expertin der Bertelsmann-Stiftung für berufliche Bildung, ist besorgt: „Ohne reguläre Ausbildung steigt das Risiko, arbeitslos zu werden oder im Niedriglohnsektor zu verharren. Das ist zum einen schwierig für die Betroffenen, zum anderen geht dadurch viel Potenzial für den Arbeitsmarkt verloren.“

Warum entscheiden sich Jugendliche gegen eine Ausbildung?

Die häufigsten Gründe der Befragten:

  • 48 %: die Vergütung ist zu gering

  • 43 %: ein Studium wirkt attraktiver

  • 43 %: man fühlt sich nicht ausreichend vorbereitet

  • 33 %: fehlende passende Stellen

  • 26 %: der Wunsch nach direktem Jobeinstieg

  • 21 %: Erwartungen aus dem Umfeld, ohne Ausbildung zu starten

Hinzu kommen Hürden wie Unsicherheiten beim Bewerbungsschreiben oder das Gefühl, die geforderten Qualifikationen nicht mitzubringen. „Um junge Menschen beim nachschulischen Übergang optimal zu unterstützen, müssen die entsprechenden Angebote auf die individuellen Schwierigkeiten und Probleme der jungen Menschen zugeschnitten sein“, erklärt Helen Renk.

Was bedeutet das für dich?

Wenn du kurz vor dem Schulabschluss stehst, bist du nicht allein mit deinen Fragen. Ob Ausbildung, Studium oder Job: Du musst nicht alles sofort wissen. Wichtig ist, dir realistische Perspektiven zu schaffen, die dich langfristig weiterbringen.„Ausgerechnet diejenigen jungen Menschen, für die eine Ausbildung die naheliegendste Wahl nach der Schule ist, zweifeln am häufigsten an ihren Chancen. Das kann einer der Gründe dafür sein, warum viele von ihnen zunächst lieber in Aushilfsjobs arbeiten möchten. Deshalb ist es wichtig, gerade junge Menschen mit niedriger Schulbildung am Übergang von der Schule in den Beruf bedarfsgerecht zu unterstützen und ihnen konkrete Ausbildungsperspektiven aufzuzeigen“, sagt Clemens Wieland, Senior Expert bei der Bertelsmann Stiftung.

Fazit: Jobben klingt erstmal einfach, aber eine Ausbildung gibt dir mehr Sicherheit für deine Zukunft. Hol dir Unterstützung, wenn du dir unsicher bist: Berufsberatung, Praktika, Mentoren oder spezielle Programme können helfen.

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